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Frau mutiert zu Mutter – 10 Unterschiede

Eine Geburt ist ein einschneidender Moment im Leben. Im Leben des Kindes, der Mutter, des Vaters und aller anderen, die im selben Haushalt leben, verwandt, oder bekannt sind. Nach der Geburt eines Kindes ist nichts mehr, wie es war und alle Karten werden neu gemischt. Beim ersten Kind ist es natürlich am schlimmsten und genauso natürlich ist es genauso schlimm bei allen weiteren Kindern. So bin ich im Laufe der Jahre immer wieder ein bisschen mutiert.

Mutation zur Mutter

Vielen Dank an Anna, die auf Ihrem Blog www.neverlookedsobeautiful.com zur Blogparade #muddimutation aufgrufen hat, an der ich gerne mit diesem Beitrag teilnehmen möchte!

Anna fragt nach den Muddi-Mutationen, den Veränderungen, die man als Mutter durchgemacht hat. Als Mutter von 4 Kindern, einer älteren und drei kleinen bin ich schon sehr lange Mutter. Trotzdem habe mich speziell die letzten Geburten auch noch verändert, weil man es natürlich merkt, wenn man 15 Jahre älter geworden ist und noch einmal schwanger wird….

Hier die Liste meiner gravierendsten Mutationen:

1.) früher war ich cool

Letztens erst bin ich auf ein Blog gestoßen, das den Untertitel „Früher waren wir cool, jetzt sind wir Väter“ trägt. Ja, früher war ich auch cool. Ich habe von mir immer gedacht, dass ich eine coole Mutter bin. Das war bei meiner ersten Tochter definitiv so. Auch bei der Zweiten war ich noch ein bisschen cooler, aber sobald man einmal zwei kleine Rabauken zu betreuen hat ist cool definitiv eine unnötige Eigenschaft. Man muss schnell sein, vorausschauend auf den nächsten Unfug reagieren und die Geschicke der Kinder immer mit ruhiger Hand lenken. Cool und locker, wie ich einmal war bin ich nicht mehr. Ich bin zur uncoolen Mama mutiert.

2.) früher war ich schlank

Tja, was soll man da sagen, was nicht ohnehin schon hinten auf den kleinen Zetteln in der Wäsche und auf der Waage steht. Da ich mit den Schwangerschaften nicht größer geworden bin, lässt sich die Gewichtszunahme nicht mit dem normalen Wachstum erklären. Sport ist mit drei kleinen Kindern auch nicht drin, weil man sich ohnehin genug bewegt (denkt man) und außerdem viel zu müde ist dafür. Ich bin zur Big Mama mutiert.

3.) früher war ich ausgeschlafen

Ein leises Rascheln, Geräusche aus dem Kinderzimmer. Dann eine Türklinke die heruntergedrückt wird und kleine Füße am Flur, die sich in Richtung Schlafzimmer bewegen. Das ist die gute Variante und wenn es dann bereits nach 6h ist, dann ist es die Premium-Variante. Normalerweise ist es irgendwo zwischen 5h und 5:30h und mein Kleiner, unser aktueller Frühaufsteher, liegt in seinem Bettchen und beginnt in steigernder Lautstärke „Mama“ zu rufen, bis ich ihn händeringend flüsternd um Ruhe bitte um zu verhindern, dass er seine Schwester weckt. 5:30h ist nicht meine Uhrzeit und um 5:30h bin ich noch nicht ausgeschlafen. Ich bin zur übermüdeten Mama mutiert.

4.) früher war ich einsam

Nachmittage habe ich allein vor meinem Fernseher verbracht, während meine Älteste bei ihrem Vater war, und habe mir ausgemalt, wie schön es wäre eine Familie zu haben. Also rasch den passenden Mann gesucht und eine Familie gegründet. Jetzt bin ich nicht mehr einsam, wäre aber verdammt gerne mal einsam. Zumindest für ein paar Minuten. Ich bin zur ewig von Kindern umringten Mama mutiert.

5.) früher war ich unordentlich

In meiner alten Wohnung hab ich gerne mal Fünfe grade sein lassen. Nicht, dass es unangenehm dreckig gewesen wäre, aber einen Besuch einer Hoteltesterin mit weißen Samthandschuhen hätte meine Wohnung nicht ohne den Verlust mehrerer Sterne überstanden. Mein Geschirr wurde nach einer kurzen Spülung zur späteren Tiefenreinigung gestapelt und die Wohnungs-Grundreinigung, die ich heute jeden zweiten Tag machen muss, habe ich höchstens einmal im Monat veranstaltet. Es war ja auch keiner da, der sein Essen und alles andere, was gerade zur Hand ist am Boden verteilt und zertritt, wenn man es nicht mit Lichtgeschwindigkeit wegmacht. Meine Älteste war immer wieder mal bei ihrem Vater und ich selber habe zu Hause wenig Dreck gemacht.

Heute hätte ich am liebsten einen Halfter mit einer Flasche Fensterputzmittel am Gürtel. Klatschen meine Kleinen sich selber am Spiegelschrank ab, oder trommeln mit frisch eingespeichelten Händen gegen die Balkontüre, dann lässt mir dieser Abdruck kleiner Kinderhände keine Ruhe. Das Putzen ist Routine und ein ewiger Kampf gegen Windmühlen geworden, bei dem man nie den Anschluss verpassen darf. Lässt man nur kurz locker bricht augenblicklich das Chaos in Form eines unputzbaren Verschmutzungsgrads über mich herein. Glaub ich jedenfalls. Ich bin zur putzwütigen Mama mutiert.

6.) früher war ich auch mal im Mittelpunkt

In meinem alten Leben gab es tatsächlich Vorhaben und Unternehmungen, die ich nur für mich unternommen habe. Ich habe Dinge unternommen, ohne einer Verpflichtung nachzukommen, und ohne die pädagogischen Effekte abzuwägen und ohne in die Planung auch das Aufbrauchen der überschüssigen Energiereserven des Nachwuchs einzubeziehen. Ich hab mich früher einfach angezogen, zurecht gemacht und bin da hin gegangen wo ich wollte. Das muss man sich einmal vorstellen. Der Vorgang des Verlassens der Wohnung hat eine zu vernachlässigende Zeitspanne in Anspruch genommen. Jacke 10 Sekunden, Schuhe 20 Sekunden, Tür auf 5 Sekunden, Tür zu und abschliessen, 20 Sekunden. Also Anziehen und rausgehen unter 1 Minute. Ein Traum! Gehen wir heute alle raus, dann starte ich damit die Jacken, Hauben/Mützen, Halstücher etc. rauszulegen. Dann werden, je nach geplanter Dauer des Ausflugs Wickeltaschen, auf jeden Fall aber Trinkfläschchen und meistens eine Jause vorbereitet. Danach geht es daran die Kinder anzuziehen, die passenden Schuhe aus dem Regal zu holen, den richtigen Kinderwagen mit den bestückten Wickeltaschen und sonstigen Gebinden zu beladen. Die Sitzordnung im Zwillingswagen abzustimmen, gegebenenfalls Differenzen bezüglich der Wahl des Outfits zu regeln und Kritik an der eigenen Vorauswahl in Form von fliegenden Schuhen, Mützen und Jacken entgegen zu nehmen, an kalten Tagen den Schisack in den Wagen zu montieren und dann, wenn alle alle fertig sind selbst noch rasch Jacke und Schuhe raussuchen. Während ich mir dann die Schuhe binde ermahne ich die lieben Kleinen laufend noch nicht zum Lift zu laufen, beim Schließen der Türen am Flur auf die Finger zu achten, bei den Nachbarn nicht zu klingeln, nicht gegen den Sicherungskasten zu treten, oder zu schlagen, nicht zu schreien und nicht zu streiten. Dann können wir los. Ich bin zur fremdbestimmt unflexiblen Mama mutiert.

7.) früher war ich jung

Ja, das steht in meinem Reisepass. Ich bin nicht mehr (ganz) jung, reif und reich an Erfahrungen. Ich brauche auch viel von dem, was ich früher hatte nicht mehr. Ich bin zufrieden damit zu Hause auf der Couch zu sitzen, oder mich hier vor dem Computer mitzuteilen, bevor ich für ein paar kurze Stunden schlafen gehe. Ein ganz klein bisschen, da und dort spüre ich auch schon das Alter. Für viel, früher Selbstverständliches, wird man mit zunehmenden Alter dankbar, wenn es mal tageweise wieder zurückkehrt. Es ist nicht alles schlechter, aber vieles anders, als vor vielen Jahren. Körperlicher Verfall ist eine harte Beschreibung für das, was wir alle jeden Tag erleben, aber eine Schwangerschaft unterstützt das, was da so passiert und wenn man dann innerhalb weniger Jahre gleich drei Schwangerschaften durchlebt, dann ist das eben dreimal unterstützt und vielleicht an manchen Körperstellen mehr sichtbar, als ohne Schwangerschaft und an vielen Körperstellen auch mehr erlebbar, als ohne Schwangerschaften. Blicke ich (und mein Mann übrigens auch – Der ist noch älter 😉 ) am Elternabend in der Kita in die Runde der Mit-Eltern, dann sehe ich überwiegend junge, bzw. deutlich jüngere Gesichter, als wenn ich in den Spiegel blicke. Auch Respektspersonen, wie die erfahrene Kindergartenpädagogin, oder sogar die Leiterin der Kita sind ziemlich sicher jünger als ich. Das ist neu. Ich bin zur alten Mama mutiert.

8.) früher war ich beim Friseur

Waschen, Schneiden, Legen. So war das früher. Ich war zwar nie übertrieben gestylt, aber da und dort mal ein paar freche Farbakzente und hin und wieder eine mutige Frisur, nach der man sich auf der Straße umgedreht hat, hab ich schon zu meinem Nasenpiercing getragen. Das hab ich nach der Geburt der Ältesten der drei Kleinen nicht wieder eingesetzt. Das Loch ist kaum noch zu sehen. Meine Frisur ist bewährt und praktisch und ich hab eine sehr nette Bekannte, die Friseurin ist und meistens an ein Sonntag zu uns nach Hause kommt um uns, meinen Töchtern und mir, die Haare zu schneiden. Das Friseur-Wohlfühl-Erlebnis hält sich auch in Grenzen, wenn man die Haare danach selber aufkehren muss. Ich bin zur grauen Mama-Maus mutiert.

9.) früher war ich essen

Hunger? Kein Problem. Rasch zum Imbiss, oder in ein kleines Restaurant und eine Kleinigkeit gegessen. Das kostet nicht die Welt, macht satt und hält den provisorisch vorgespülten Geschirrhaufen zu Hause unter 1,20m. Heute ist das schwierig. Würde ich mir in den Kopf setzen, so etwas Ähnliches heute umzusetzen, dann wäre es dafür erforderlich zuerst ein geeignetes Restaurant zu finden. Das ist eine schwierige Aufgabe, weil es in Wirklichkeit ja nicht am Restaurantbesitzer liegt, sondern an seinen Gästen, wenn man als Familie mit 145 dreistimmigen Dezibel mitten im Lokal sitzt und alle Kinder dank der laufend erforderlichen Ordnungrufe bereits nach 30 Sekunden im ganzen Lokal namentlich bekannt sind. Spätestens, wenn die Größeren, die sich leider nicht mehr festbinden lassen auf Wanderschaft gehen und versuchen mit Menschen Freundschaft zu schließen, die das nicht verstehen, bereut man die Entscheidung. Am einfachsten ist es, Fastfood zu konsumieren. Da liegt in punkto Benehmen im Lokal und Geräuschpegel während des Essens die Latte nicht ganz so hoch, wie im durchschnittlichen Speisenlokal. Der Einfachheit halber essen wir aber lieber unterwegs, als im Lokal. Neben dicht befahrenen Straßen fällt meine Kinderschar geräuschtechnisch weniger auf, als in geschlossenen Räumen. Auch die Kostensituation hat sich geändert. Einerseits wird ja Alles immer teurer, aber in dem Fall ist eher die Anzahl der hungrigen Mäuler der Kostentreiber. War ich alleine genügsam und ohne großen finanziellen Aufwand satt zu bekommen, so kosten heute schon die obligatorischen Getränke mehr, als ein ordentliches Menü früher. Die Speisen kommen dann noch als Multiplikator dazu und reißen tiefe Löcher in magere Budgets und auch genauso tiefe in alle anderen Budgets. Weh tut dann, wenn die Hälfte, oder mehr zurück geht, weil die Kleinen dann doch weniger Hunger hatten und die besorgte Mutter lieber eine Portion mehr geordert hat, bevor einer ihrer Schutzbefohlenen hungern muss. Also wird die ganze Sippe vorzugsweise zu Hause verköstigt und gastronomische Eskapaden nur durch das Bestellen von Essen ausgelebt. So muss sich niemand fremdschämen und unsere Wohnung ist zum Glück relativ schalldicht und der Boden ist pflegeleicht. Ich bin zur Hausfrau und Mutter mutiert.

10.) früher war ich ganz anders

Wahrscheinlich kann das ein bisschen jeder von sich behaupten. Früher war ja Alles anders, aber zur Mutter geworden zu sein hat mich auf jeden Fall massiv verändert. Das Leben ändert sich mit der Geburt eines Kindes und ob das Kind das erste eigene Kind ist, oder das vierte ändert wenig an dem Ausmaß, in dem sich das Leben und schließlich man selbst sich verändert und verändern muss um auf die neue Situation zu reagieren. Jedes Kind hat vom ersten Tag an einen ausgeprägten eigenen Charakter. Was man über Kinder wusste wird relativ, wenn man plötzlich ein neues Kind hat. Schlimm genug, dass man lernen muss, das neue Kind zu verstehen, auch die anderen Kinder reagieren auf den Zuwachs und was bisher ganz klar war steht jetzt in Frage. Das Zusammenleben muss neu geregelt werden. Familienzuwachs ist immer eine Mutation der Familie. Sie wächst und mutiert um sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Jedes Familienmitglied wird durch das neue Mitglied beeinflusst und mutiert zur großen Schwester, zum großen Bruder, zum dreifachen Vater, zur dreifachen Mutter. Ja das ist wahrscheinlich die umfangreichste Mutation, die ich durchgemacht habe. Mutter eines Einzelkindes zu sein ist etwas ganz Anderes, als Mutter von drei kleinen Kindern zu sein. Statt eine intensive spezielle Beziehung zu unterhalten muss man die Mutterliebe teilen, oder besser vervielfachen. Das kostet Kraft und führt zwangsläufig dazu, dass man in fast unlösbare Konfliktsituationen kommt. Was soll man tun, wenn zwei der eigenen Kinder streiten. Welche Partei soll man ergreifen? Ich bin mit jedem Kind mehr Mutter geworden und habe mit jedem Kind gelernt mit der Situation ein wenig besser umzugehen. Ich bin zwar noch weit weg davon, die perfekte Übermutter zu sein, aber deswegen werde ich auch keine Kinder mehr bekommen 😉

Ich bin zur erfahrenen Mutter mutiert.

 

2 Comments Posted

  1. Liebe Andrea, ich finde deinen Artikel super spannend, denn obwohl ich fast alles genauso empfinde, so schreibst du mit sooo viel mehr Erfahrung als ich sie habe und aus der Sicht einder viefachen Mama. Ich bin in deinen Text richtig eingesunken, du beschreibst die Gefühle und Situationen so treffend. Ich hoffe auch, dass wir noch weitere Kinder haben werden, wie das wohl sein wird, Mutterliebe zu teilen? Oder wie du sagst zu vervielfachen? Dann platzt das Herz ja vor Liebe. Ich danke Dir für deinen super schönen Artikel. Alles Liebe Anna

    • Hallo Anna!
      Dankeschön, es freut mich, wenn es Dir gefällt und Du nachvollziehen kannst, was ich empfinde. Wünsch Dir viel Freude beim Mutterliebe multiplizieren und fröhlich immer mehr zur Mutter zu mutieren 😉
      Liebe Grüße
      Andrea

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