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Wow Natur – Kopfschütteln und Staunen

Die Natur ist allgegenwärtig. Sie umgibt uns, begleitet und und macht uns aus. Tagtäglich erleben wir beeindruckende Dinge, die aber völlig selbstverständlich für uns geworden sind. Oft begreift man das wunderbare Geschehen vor unseren Augen erst, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich bewusst mit etwas beschäftigt. Im Alltag mit drei Kindern selten, oder doch nicht?

Staunen mit offenen Augen

Zu diesem Beitrag hat mich die Blogparade von Kathi inspiriert. Unter dem Titel Augen auf! – Wo mich die Natur zum Staunen bringt  fragt sie nach wo mich die Natur zum Staunen bringt. Das ist ein wundervolles Thema, weshalb ich gerne auch an ihrer Blogparade teilnehmen möchte.

Wahrscheinlich hat die angehende Chemie-Lehrerin in Ihrer Blogparade meinen Beitrag nicht erwartet, aber trotzdem hat mich das Thema sofort angesprochen. Ich schreibe hier über den Haushalt und den Alltag mit kleinen Kindern. Genau dieser Alltag ist es, der mich Tag für Tag mit wunderbaren Dingen in der Natur konfrontiert. Immer wieder staune ich. Einerseits darüber, was die Natur so alles zustande bringt und andererseits darüber, wie Kinder die Welt sehen.

Das Kind, das unbeschriebene Blatt

Nach ein paar Jahren Schulbildung und ziemlich vielen Jahren Lebenserfahrung überrascht uns wenig. Wenn eine Schnecke über den Gehweg schleimt, oder eine Pusteblume sich im Wind wiegt, dann sehen wir das mit einer nüchternen Selbstverständlichkeit. Zumindest einen vage Idee haben wir zu all den Vorgängen, die da ablaufen. Wenn die Wolken am Himmel vorbeiziehen, der Schall sich verändert, wenn ein Zug vorbeifährt, oder Substanzen ihren Aggregatzustand ändern. Diese Hintergründe machen die Wunder, die wir jeden Tag erleben alltäglich, erklärbar und zu nichts besonderem. Bei einem Kind ist das ganz anders.

Für uns aufgeklärte moderne Menschen, die Wissenschaftssendungen im Fernsehen sehen, populärwissenschaftliche Shows zu unserer Unterhaltung konsumieren und, dank des Schulsystems, über eine umfassende Allgemeinbildung verfügen ist die Natur erklärbar. Sie ist einfach da und auch wenn Dinge erstaunlich sind, erstaunen sie uns nicht mehr, weil wir sie schon tausendmal gesehen haben.

Alltägliche Wunder

Völlig undenkbar den Sternenhimmel zu betrachten und nicht über die Bewegung der Himmelkörper, die dem Anblick zugrunde liegen nachzudenken. Ein Kind hat derartige Hintergründe nicht. Das große Konzept, das sich hinter der Natur verbirgt und das uns Erwachsenen ganz selbstverständlich klar ist, fehlt beim Kind, zumindest am Anfang seines Lebens, komplett. Anfangs ist das Kind intellektuell noch nicht dazu in der Lage Dinge zu hinterfragen. Es ist einfach alles so, wie es ist. Ich denke, diese naive Herangehensweise schützt das Kleinkind davor, ängstlich zu werden. Es weiß ja nicht, ob eine riesige alte Eiche ihm gefährlich werden kann. Trotzdem hat ein Kleinkind glücklicherweise fast nie Angst. Zumindest zeigt es die Angst nicht. Hin und wieder erschrickt es, wenn etwas laut ist, oder plötzlich auftaucht, aber das wars auch schon.

Die sprichwörtliche Entdeckung der Welt

Rund um den ersten Geburtstag beginnt das Kind dann Zusammenhänge zu verstehen. Schon in den Monaten davor lernt es, dass Dinge zu Boden fallen und vergnügt sich oft eine gefühlte Ewigkeit damit, Dinge fallen zu lassen. Im zweiten und den folgenden Lebensjahren beginnt die eigentliche Entdeckung. Was bisher selbstverständlich war, wird plötzlich hinterfragt. Die Zusammenhänge werden untersucht und das Kind lernt ganz automatisch verschiedene physikalische Grundgesetze. Auch die Vorgänge in der Natur werden interessanter. Was ist Schnee, warum bilden sich Pfützen, warum werden Blätter im Herbst braun? Und hier beginnt der Teil, der mich auch immer wieder in Staunen versetzt.

Kindheit reloaded

Als Mutter hat man die Möglichkeit, das was das Kind erlebt und tut, aus erster Nähe zu beobachten und in vielen Fällen auch mitzufühlen. So erlebt man natürlich auch die Entdeckung der Welt, die jedes Kind durchlebt, genauso und aus nächster Nähe mit. Das Kind, das schon immer mit der Natur konfrontiert war, beginnt nach und nach sich damit auseinanderzusetzen. Das Konzept dahinter und wiederkehrende Muster erkennen die Kinder erst später, aber meine fünfjährige entdeckt noch immer, fast täglich, neue Wunder. Zusammen mit Ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder streift sie durch Parkanlagen und Wiesen und versucht zu erklären, was sie erlebt. Ein beliebtes Thema ist immer wieder die Verdauung der Lebewesen. Die Idee vorne was einzufüllen, was hinten wieder herausfällt, ist für die Kinder recht amüsant, aber auch sehr interessant. Dieses Thema ist phasenweise fast das bestimmende. Die Zusammenhänge zwischen der eigenen Windel und diversen Tieren, die keine Windel tragen wird begriffen.

Natur ist überall

Kinder gehen mit offenen Augen durch das Leben. Wenn wir uns selbst an unsere Kindheit zurückerinnern und das Glück hatten zumindest hin und wieder Zeit in der Natur zu verbringen, dann wecken sie Erinnerungen in uns. Wir erinnern uns, wie toll ein Stein mit Maserung, oder in Rottönen uns fasziniert hat. Gold glänzende Punkte im Stein haben uns hoffen lassen, einen echten Schatz gefunden zu haben. Genauso erleben meine Kinder die Welt. An jeder Ecke bietet ihnen die Natur ein neues Wunder, das sie so noch nicht gekannt haben und das sie im wahrsten Sinn des Wortes erst einmal begreifen müssen.

Kind ohne Hemmschwelle

Was uns nie in den Sinn kommen würde ist für die Kleinen ganz normal. So werden Raupen, Würmer und Schnecken aufgehoben und auf der flaschen Hand präsentiert. Letztens hat meine Tochter sich minutenlang mit einem Marienkäfer beschäftigt. Wer das selbst als Kind gemacht hat, der weiß, dass man die kleinen Kerle so gut wir nicht hochheben kann, wenn sie nicht freiwillig auf den Finger krabbeln. Die glatten runden Flügeldeckel schützen ihn verlässlich vor Kinder mit Entdeckertrieb.

Wunder Natur

Mit Hilfe der Kinder gelingt es mir auch selbst wieder Selbstverständlichkeiten als das was sie sind wahrzunehmen: Als kleine, oder teilweise riesige Wunder. Wenn ich im botanischen Garten vor dem Bambuswald stehe und von Besuch zu Besuch beobachte, wie die jungen Triebe versuchen, den ganzen Garten zu überwuchern. Wenn ich im Zoo beobachte, wie die Robben minutenlang tauchen und sich geschmeidig durchs Wasser bewegen, oder wenn ich beeindruckende Berge am Horizont sehe und mir klar wird, das die sich höchstens ein paar Millimeter verändern, während ich hier unten mein ganzes Leben lebe.

Die Dimensionen sind gewaltig und allein die Tatsache, dass wir auf einer Kugel sitzen, die sich rotierend mit 30 Kilometern in der Sekunde rund um die Sonne bewegen, die im Kern 14,5 Millionen Grad Celsius hat ist beängstigend. Wir sind der Natur in vielen Bereichen ausgeliefert und können an dem meisten, was rund um uns passiert schlichtweg nichts ändern und nur zusehen.

Naives Wissen

So wie die Kinder die wirklich beängstigenden Informationen, die wir über die Natur um uns herum haben, nicht kennen und daher die Zeit ihrer Kindheit unbeschwert und sinnvoll dazu nutzen können, die Dinge als selbstverständlich hinzunehmen, so erklären wir, als Erwachsene die Natur mit nüchternen Gesetzen und unvorstellbaren Größen und Zahlen. Wer kann sich schon 14,5 Millionen Grad, oder 30 Kilometer in der Sekunde vorstellen. Die Natur hat es gut mit und gemeint. Als Kinder lernen wir, sie als selbstverständlich und allgegenwärtig wahrzunehmen, so beeindrucken und viele Dinge, die sie für uns zu bieten hat, nicht sehr. Riesige Berge, oder mächtige Wälder nehmen wir ganz anders wahr, als jemand es tun würde, der diese Wunder der Natur noch nie gehen hat. So wissen wir, dass davon keine Bedrohung ausgeht und wir keine Angst zu haben brauchen. Das ist in meinen Augen das größte Wunder. Die Strategie, die die Natur hier umgesetzt hat, um uns an beeindruckende Anblicke zu gewöhnen und mit ihnen zu leben!

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2 Comments Posted

  1. Ich habe zwar keine eigenen Kinder, bin aber dreifache grosse Schwester, sodass ich das kindliche Entdecken der Welt gleich mehrmals durchleben durfte. So lassen deine Ausführungen mich vermuten, dass es vielleicht kein Zufall war, dass meine jüngste Schwester erst etwa 9 Monate alt war, als mein Chemielehrer mich in der 7. Klasse mit einem simplen Experiment derart ins Staunen brachte, dass danach mein Weltbild zur Generalüberholung musste…

    Wir Chemielehrer lernen heute übrigens auch unsere Schüler zum Staunen zu bringen, um ihre Aufmerksamkeit für die Unterrichtsinhalte zu wecken. Und ich habe während meiner Ausbildung und den ersten Unterrichtsjahren wiederum mit Erstaunen festgestellt, wie gut das selbst bei Schülern in Klasse 9 bis 12 noch funktionieren kann:

    Wir sammeln in jungen Jahren offenbar eine Menge „Erfahrungswissen“, oft ohne recht an der Oberfläche dieser Erfahrungen zu kratzen – was einem findigen Lehrer viele Möglichkeiten eröffnet (zum Beispiel für die Frage des Physiklehrers: „Ich habe in einem luftleeren Rohr eine Daune und eine Eisenkugel. Wenn ich das Rohr senkrecht halte – was fällt dann schneller nach unten?“)

    Die grösste Kunst des Lehrerdaseins mag aber darin bestehen, die von dir so gut beschriebene Angstfreiheit der Kindheit so weit zu erhalten, dass Schülern und damit späteren Erwachsenen eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit der Welt möglich ist. Und so manche Paranoia-Meldung im Netz zeigt mir, wie oft eben dieser Kunstgriff anscheinend nicht gelingt.

    Wie leicht diese Angstfreiheit ins Wanken gerät, habe ich nämlich am eigenen Leib erlebt, als ich mit 8 Jahren in meinem ersten Buch über die Sterne las: Die 14,5 Millionen Grad im Inneren der Sonne fand ich noch faszinierend, und die Kernfusion darin sowieso (dank Tschernobyl und der folgenden „Atom-Maus“ gehört ein Atommodell zu meiner Welt, seit ich etwa 6 war). Als dort dann aber weiter stand, dass die Lebensdauer der Sonne endlich ist und diese in 5 Milliarden Jahren zu einem Riesenfeuerball wird, der die Erde verschlingt, ehe sie ihre Hülle abstösst und als weisser Zwerg endet, bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Und meine Mutter mit einer ziemlichen Herausforderung, mir zu vermitteln, wie unvorstellbar lang 5 Milliarden Jahre doch sind.

    Mama hat ihre Sache aber gut gemacht (und tatkräftige Unterstützung von meinem Physiker-Papa gehabt), sodass sich mein Staunen alsbald und bis heute gegen die Angst durchgesetzt hat, sodass ich nun mit meinen Schülern, den Kindern bloggender Mütter (und Väter) und hoffentlich bald auch mit meinen beiden Nichten mitstaunen und die Grösseren das Staunen lehren kann.

    Liebe Grüsse,
    Kathi

    • Na bis meine Kleinen acht werden und alleine Bücher lesen hab ich noch ein bisschen Zeit. Deine Erfahrung unterstreicht aber den Schluss, zu dem ich gekommen bin. Es ist ein Wunder, aber nicht selbstverständlich, die Natur und das ihr Ausgeliefertsein einfach so hinzunehmen.
      Ich werde aber darauf achten, meine Kinder ein bisschen bei der nüchternen Entdeckung solcher Informationen zu begleiten 😉

      Danke für die Blogparade und liebe Grüße

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