Wenn ich auf der Couch sitze und eigentlich kochen sollte, dann setze ich mich ziemlich sicher dann in Bewegung, wenn die Uhr eine runde Uhrzeit zeigt. Ich stehe also um 11:15h auf und nicht um 11:12h. Neue Dinge verschiebt man gerne auf den Monatsersten, oder auf einen Montag. Ab dem Tag macht man dann etwas Neues, oder ändert etwas. Neuanfang hat für uns etwas Mystisches. Ein neuer Zeitraum startet. Bei Geburtstagen ist das dasselbe. Wir schließen ein Lebensjahr ab und starten ein Neues. Ist man ehrlich, dann ändert sich nichts. Der Geburtstag ist ein ganz normaler Tag und wir altern über Nacht auch kein ganzes Jahr. So wie jeden Tag sind wir am Geburtstag genau einen Tag älter, als am Vortag. Trotzdem freuen wir uns auf den Tag und irgendwie ändert sich dann doch etwas. Am meisten ändert sich aber an besonderen Geburtstagen. Besondere Geburtstage gibt es in der Kindheit sehr häufig.
Los geht´s
Die Karriere als Geburtstagskind startet man ein Jahr nach der Geburt. Da sitzt der kleine Erdenbürger im Hochstuhl vor einer riesigen Torte, auf der eine Kerze brennt. Mit Mühe wird die Kerze ausgeblasen und die Familie applaudiert. Das Kind hat keine Ahnung, um was es geht, genießt es aber, im Mittelpunkt zu stehen. Eine brennende Kerze und ein Kuchen reichen meist aus, um mehr als zufrieden zu sein. Dann gibt es Geschenke und schon ist der Geburtstag wieder vorbei. Für das einjährige Kleinkind ändert sich nichts, aber die Eltern beginnen damit, sein Alter in Jahren, statt in Monaten anzugeben. Spannender wird es dann in den folgenden Jahren. Auch wenn der Grund nicht klar ist, lernen die Kinder, dass es zweimal im Jahr Geschenke gibt. Einmal am Geburtstag und das zweite Mal an Weihnachten.
Die Dinge ändern sich
Mit den Jahren verändert sich einiges. Bei Kindern ist das besonders deutlich. Sie lernen ständig neue Dinge und werden immer selbstständiger. Sie entwickeln ihre Persönlichkeit und beginnen, ihren Platz zu behaupten. Auch bei den Geburtstagen verstehen Sie, warum es um sie geht. Sie erstellen Wunschlisten und fiebern dem Tag entgegen. Sie kennen das Ritual, das in der Familie rund um die Geburtstage etabliert ist und haben eine klare Vorstellung, wie der Tag ablaufen wird. Die Geburtstage laufen bei uns fast immer gleich ab. Es gibt eine Familienfeier beim Frühstück und ein paar Tage später, an einem Wochenende, kommen dann die großen Kinder zu einer zweiten Feier vorbei. Was sich allerdings ändert, ist die Zahl auf dem Kuchen.
Endlich alt
Kinder träumen davon, älter zu werden. Sie haben Pläne und Vorstellungen für die Zeit, wenn sie groß sind. Solange sie klein sind, müssen sie mit Einschränkungen leben. Sie nehmen das, was wir Eltern als Verpflichtung wahrnehmen, oft als Privileg wahr. Sie würden auch gerne arbeiten gehen, mit scharfen Messern schneiden, kochen, ein Auto lenken und alleine unterwegs sein. Daraus entsteht nach und nach auch ein Bewusstsein dafür, dass das Kind mit dem Geburtstag mehr Privilegien bekommt. Es ist schwierig, aber wir machen doch Unterschiede bei dem, was die Kinder dürfen. Sie haben ihr Handy erst in der dritten Schulstufe bekommen. Ab dann durften sie jeweils alleine zur Schule und wieder heim gehen. Es gibt unterschiedliche Nutzungsdauer für die Handys und gestaffelte Schlafenszeiten. Allerdings gibt es auch ständig Diskussionen darüber.
Besondere Geburtstage
Wird man 6 Jahre alt, dann startet die Schulpflicht. Das ist wohl der erste Meilenstein und der erste besondere Geburtstag für die Kinder. Jetzt werden Schulfreunde zu den Geburtstagen eingeladen und die Eltern kümmer sich um alle Details zu Einladung Kindergeburtstag und die Geschenke. Bis sie 10 Jahre alt sind gehen sie hier in Österreich in die Volksschule. Danach wechseln sie in eine weiterführende Schule. Der 10. Geburtstag ist auch der erste runde Geburtstag. Tatsächlich ändert sich etwas. Spätestens mit dem Schulwechsel verändern sich die Kinder. Sie werden zu einem hohen Maß an Selbstständigkeit gezwungen. Die Zeit, in der die Lehrerin ihnen jeden Schritt erklärt, ihnen sagt, wann sie ihre Jause essen sollen, sie aus der Klasse begleitet und mit ihnen in Zweierreihen durchs Schulhaus geht, ist vorbei. Die Lehrer betreten die Klasse und setzen voraus, dass die Schüler die passenden Unterlagen vorbereitet haben. Sie müssen den Transfer von Schulbüchern und Heften von daheim zur Schule und vom Spind auf den Tisch selbst steuern und die Hausübungen im Überblick behalten.
Das wird kein Kindergeburtstag
Die Redewendung steht dafür, dass Kindergeburtstage einfach und unkompliziert sind. Ja, das kann ich bestätigen. Es ist sehr unproblematisch eine Gästeliste zusammenzustellen, weil die Freundinnen und Freunde ein klares Ranking haben und die gesamte Truppe problemlos nebeneinander Kuchen essen können. Werden die „Kinder“ älter, dann kommt Drama als zusätzliche Komponente ins Spiel. Im Kindergarten ist es kein Problem, die Anzahl der Gäste zu limitieren. Nachdem es eine Rangliste der Freund gibt, macht man einfach etwas weiter oben, oder eben weiter unten den Strich. Alle über der Linie werden eingeladen. Bei einem Rudel vorpubertärer Jugendlichen gibt es komplexe soziale Strukturen und Beziehungszusammenhänge, die dazu führen, dass einzelne potenzielle Gäste mit anderen nicht kompatibel sind und andere verpflichtend eingeladen werden müssen, wenn jemand anderer kommt. In Härtefällen ergibt sich daraus ein unlösbarer Konflikt, wenn man jemanden einladen will, der bedingt, dass ein anderer eingeladen werden muss, der wiederum mit einem anderen nicht kompatibel ist, den man dann auch wieder ausladen müsste. Das kann zu einer endlosen Abfolge führen.
Geschenksituation
Außerdem steigen mit dem Alter auch die Ansprüche an die Geschenke. Wir haben ein Budget von 100 Euro, die für Geburtstagsgeschenken ausgegeben werden. Das Geld komplett für sinnvolle Geschenke auszugeben, kann bei kleinen Kindern schwierig werden. Bei älteren Kindern kommt man damit nicht aus. Es ist meist auch nicht möglich, dann einfach ein Geschenk wegzulassen. Das Hauptgeschenk ist meist teurer. Oft sogar deutlich teurer. Mit einer einfachen Geburtstagsparty punktet man dann auch nicht mehr. Man lädt ins Kino, oder zum Bowling. Damit spart mal allerdings auch jede Menge Arbeit. Alles in Allem verändern sich die Kindergeburtstage stark, wenn die Kinder älter werden.
Jahrzehnte
Die Zeit vergeht für Kinder schneller, als für Erwachsene. Wenn man, wie ich, schon mehr als 50 Geburtstage erlebt hat, dann ist ein Geburtstag weniger besonders, als wenn man erst 10 hatte. Daher sind die besonderen Geburtstage für Kinder auch häufiger, als für die Erwachsenen. Wir feiern besonders den Beginn eines neuen Jahrzehnts. Bei den Kindern gibt es vor dem ersten Jahrzehnt schon ein paar Meilensteine. Sie definieren sich lange Zeit über das Alter. 5 Jahre alt und damit ein Jahr älter als ein anderes Kind zu sein, ist wichtig. Mir ist es egal, ob ich älter, oder jünger bin, als andere Menschen. Meine Beziehungen funktionieren anders, als die der Kinder. Ab 10 ändert sich das allerdings. Ob jemand 12, oder 13 ist, hat nicht denselben Stellenwert, wie der Sprung von 6 auf 7. Für das Kind ist 12 durchaus ein besonderes Alter. Es beginnt die körperliche Veränderung, das Denken ändert sich und man orientiert sich stärker am engsten Freundeskreis. Die Kinder wenden sich von den Eltern ab und finden neue Bezugspersonen im Freundeskreis.
Ende der Kindheit
Spannend wird es dann mit 14 Jahren. Hier ändert sich rechtlich bereits einiges bei den Kindern. Die Kinder werden strafmündig. Ab 16 Jahren dürfen sie Alkohol trinken, mit der Führerscheinausbildung beginnen und bei nationalen Wahlen ihre Stimme abgeben. Sie haben die Schulpflicht beendet und dürfen Vollzeit arbeiten. Ab 18 sind die schließlich volljährig und offiziell für sich selbst verantwortlich. Die Kindheit endet damit, nicht aber die besonderen Geburtstage. Nach dem 20er werden auch bei den jungen Menschen die runden Geburtstage zu den besonderen Geburtstagen und das Alter wird immer unwichtiger. Der Unterschied zwischen einem 1-jährigen und einem 11-jährigen Kind ist nicht zu vergleichen mit dem Unterscheid zwischen einer 71- und einer 81-jährigen. Die Gedankenwelt und der Körper des Kindes verändert sich rasend schnell. Das flacht mit den Jahren ab. Genauso nehmen die besonderen Geburtstage ab.
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