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Bierdeckelhaus bauen - Spiel mit Tradition auf kinderalltag.de

Bierdeckelhaus bauen – Spiel mit Tradition

Ich hätte mir in meiner eigenen Kindheit niemals träumen lassen, wie meine Kinder aufwachsen werden. Es hat sich unglaublich viel getan und den Kindern stehen in erster Linie Geräte zur Verfügung, die es noch nicht einmal gab, als ich klein war. Ging man zu meiner Zeit zum Telefonieren noch in die Telefonzelle und konnte die Fernsehsender an einer Hand abzählen, so brauchen die Kinder heute schon die Hände einer ganzen Schulklasse. Allerdings sind die selten frei, weil jedes zweite Kind schon sein eigenes Smartphone hat und Nachrichten austauscht. Die Technik ist heute in den Kinderzimmern angekommen und nach den Millenials hat die Generation Z heute umfassenden Zugriff auf Unterhaltungselektronik aus aller Welt. Meine drei nutzen diesen Zugriff gerne aus und genießen es, mal eine Stunde in Ruhe ein wenig auf ihrem Kindle zu spielen, oder einen der vielen Fernsehsender zu sehen. Allerdings gibt es Dinge, die alt, aber gut sind. So alt, dass ich sie als Kind schon gemacht habe und so gut, dass sie jedes moderne Hightech-Elektronik-Gadget blass aussehen lassen. Bierdeckelhaus bauen ist so eine Sache.

Mahlzeit

Mit meinen Kindern essen zu gehen ist nur etwas für Masochisten. Neidisch schaue ich zu den Familien auf, die Kinder haben, die nicht nur viel essen, sondern die auch ruhig am Tisch sitzen können, bis die Mahlzeit serviert wird. Meine Rabauken haben einerseits keine Geduld und andererseits wenig Appetit. Die essen gerne, sind aber schnell satt und es ist wirklich selten, dass sie mal eine ganze Portion verputzen. Also ist die Zeit in einem Lokal mit Ihnen so ungefähr das Gegenteil von entspannt. Und das dann auch noch mal Drei. Man hat alle Hände voll zu tun, dafür zu sorgen, dass nichts vom Tisch fällt, beantwortet Fragen und ermahnt. Wenn es sein muss auch mal etwas lauter, weil die Drei gerne ziemlich laut miteinander sprechen und man sie übertönen muss, damit man zu ihnen durchdringt. Weder für uns, noch für die anderen Gäste und schon gar nicht für den Wirt ist es eine Freude, wenn wir auswärts essen. Wir sind daher im Normalfall auf die To-Go-Variante umgestiegen, oder lassen uns einfach die Mahlzeit liefern. Wir haben tolerante Nachbarn und unter uns wohnt niemand. Also können die Kinder vor, nach und während dem Essen ganz sie selbst sein.

Kür und Pflicht

Im Normalfall, also immer dann, wenn wir als kleine Großfamilie Hunger haben, können wir frei entscheiden, was wir essen wollen. Dank des Großstadtcharakters unserer Heimatstadt kann man fast alles bestellen und von Steak bis Sushi und von Alaskaseelachs bis indisches Curry alles kommen lassen. Allerdings gibt es Tage, an denen es sich einfach nicht vermeiden lässt, das Haus zur Nahrungsaufnahme zu verlassen. Freiwillig tun wir das eigentlich nicht. Aber ab und zu bleibt uns keine Wahl. Ruft jemand zur Familienfeier, dann fallen wir widerwillig in ein Restaurant ein und beglücken Personal und die anderen Gäste mit drei Kindern, die eigentlich lieber auf dem Spielplatz wären. Aber wie der Name schon vermuten lässt, hat die Familienfeier auch eine positive Seite. Genauer gesagt hat sie zwei Sonnenseiten. Schließlich ist die Feier an sich ja schon Grund zur Freude. Aber auch der erste Teil ist für uns eine Entlastung. Familie.

Familie

Die Familie meines Mannes hat zwei Vorteile. Sie ist groß und alle anderen „Kinder“ sind zumindest 18 Jahre alt. Damit steht die gesamt Verwandtschaft als temporärer Babysitter zur Verfügung. Nachdem sie selbst keine kleinen Kinder haben sind sie auch herrlich unvoreingenommen und genießen die Zeit mit meinem aufgeweckten Nachwuchs. Dadurch dass es so viele Verwandte sind werden die Drei weitergereicht und können so auch mehrere Stunden beschäftigt werden. Dass wir, also mein Mann und ich dabei quasi kinderfrei sind ist auch nicht ganz schlecht. Im Zuge einer solchen Familienfeier kommt es immer wieder zum Bierdeckelhaus bauen. Klar, man hat kein Spielzeug zur Hand und muss sich mit dem behelfen, was auf den Tischen liegt. Die Bierdeckel sind dafür ausgezeichnet geeignet. Natürlich nur dann, wenn sie eckig sind.

Bierdeckelhaus bauen

Das Prinzip ist einfach, aber genial. Man stellt zwei Bierdeckel nebeneinander und lehnt sie zueinander, so dass sie sich an der Oberkante berühren. Damit stehen sie stabil und können einen waagrecht darüber gelegten Bierdeckel, zusammen mit zwei anderen Biedeckeln tragen. Darauf baut man die nächste Schicht. Meist gehen dann die Bierdeckel aus und man sucht auf den umliegenden Tischen nach zusätzlichem Baumaterial. Der Weltrekord liegt übrigens bei einem kompletten Wohnhaus aus 250.000 Bierdeckeln. Sven Goebel, der schon davor zwei Weltrekorde dazu aufgestellt hatte, hat es 2010 gebaut. Das tolle am Bierdeckelhaus bauen ist die Faszination, die es auf Jung uns Alt ausübt. Wer einmal Gelegenheit hat, es auf einer Familienfeier, oder sonst einem Essen mit Kindern zu beobachten, der wird bemerken, dass bei Weitem nicht nur die Kinder bauen.

Zu kreativ

Allerdings gibt es in letzter Zeit ein Problem. Der Bierdeckel wurde als Werbeträger entdeckt. Statt einem einfachen Logo einer Brauerei werden jetzt alle möglichen Arten von Werbung aufgedruckt. Das ist beim Bierdeckelhaus bauen ja noch relativ egal. Schlimmer ist, dass es die Bierdeckel jetzt in unterschiedlichen Formen gibt. Anbieter, wie www.untersetzerfabrik.de, haben Sprechblasen, runde Bierdeckel, oder die Konturen von Tieren im Angebot. Grund genug an die Bierdeckelindustrie zu appellieren. Bitte macht weiterhin Bierdeckel mit geraden Kanten. Das Quadrat ist und bleibt das beste Baumaterial für das klassische Bierdeckelhaus und sorgt seit Generationen für Unterhaltung in Lokalen. Die bedruckte Fläche bietet sicherlich genug Raum für Kreativität. Da muss es nicht auch noch die Form sein, an der ihr Eure Ideen auslebt.

Analoger Spaß

Das Bierdeckelhaus bauen ist für mich eine wunderbare Sache. Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder tatsächlich mechanische Dinge bewegen und sich mit echter Physik auseinandersetzen. Sie stapeln oft nur noch virtuell Dinge übereinander, aber Dinge ins Gleichgewicht zu bringen, Hebelwirkungen und Schwerpunkt zu erleben ist etwas, das oft fehlt. Dabei ist das Begreifen der Welt ein wichtiger Teil des Lernens. Das Verstehen von Zusammenhängen in der Physik und das Ertasten helfen den Kindern später beim logischen Denken. Die Arbeit mit verschiedenen Materialien fördert also die Intelligenz. Studien zeigen etwa, dass Kinder, die früh mit Bauklötzen gespielt haben, später besser in Mathe sind. Bei all der Elektronik um uns herum sollten wir genau das nicht vergessen. Das Wischen und Drücken auf Displays bringt den Kindern viel Weniger als in der Zeit im Matsch zu spielen.

Intelligenz fördern

Das Bierdeckelhaus bauen macht Kinder also schlau und gibt ihnen Gelegenheit etwas über unsere Welt zu lernen. So toll es auch ist, wenn die Kleinen geschickt mit dem Computer interagieren und intuitiv Technik bedienen, so ist das nicht die einzige und schon garnicht die wichtigste Kompetenz, die sie erlernen müssen. Soll das Kind später die Computer nicht nur bedienen, sondern auch verstehen, was dahinter steckt, dann muss es neben der digitalen, auch die analoge Welt kennenlernen. Ein großer Vorteil der Kinder ist ihre Fantasie. Tatsächlich ist es ihnen völlig egal, wie das Spiel aussieht. Ob sie die neueste 3d-Grafik, oder ein paar Eicheln und Kastanien vor sich haben spielt keine Rolle. Sie machen daraus ihr eigenes Spiel und gestalten sich eine kleine Welt, in der sie sich während des Spiels aufhalten.

Mittelweg

Meine Kinder haben durchaus Zugang zu Technik. Zwar gibt es Experten, die davor warnen, aber mein Mann ist fest davon überzeugt, dass er durch seine frühe Auseinandersetzung mit Computern heute einen großen Vorteil hat. Wenn meine Kleinen in die Arbeitswelt einsteigen wird es wohl Voraussetzung sein, die Technik im Griff zu haben. Umso wichtiger, das so früh wir möglich zu lernen. Auf der anderen Seite behindert die Technik aber die Entwicklung. Wer nur auf Glasflächen toucht, der weiß nicht, wie sich Erde, Dreck, Steine, Bäume und Käfer anfühlen. Daher achte ich auch darauf, dass meine Kinder soviel Zeit wie möglich analog spielen. Puppen, Stofftiere, Autos und verschiedene Bausteine stehen ihnen dazu zur Verfügung. Wir gehen fast täglich zum Spielplatz sie können auch dort die Welt begreifen. Nicht zuletzt haben wir jetzt unser Wochenendhaus mit Garten. Dort gestalten Sie kleine Kisten, in denen sie Käfer, Würmer und Raupen halten und beobachten. Sie suchen Schnecken und buddeln Löcher.

Genügsam und dankbar

Kinder sind eigentlich ganz genügsam. Zwar streuben sie sich oft, wenn es darum geht, in den Zoo zu gehen. Und sie wollen auch nicht immer ins Museum. Oft diskutieren wir, wenn ich zu einem Spielplatz möchte, zu dem sie gerade gar nicht wollen. Aber spätestens wenn wir da sind, sind die Kinder glücklich und in ihrem Element. Sie nutzen die Zeit um Erfahrungen zu machen und zu lernen. Kommen sie dann erschöpft heim, dann genießen sie es genauso, sich ein wenig mit ihrem Kindle zu beschäftigen, oder fernzusehen. Die Kunst ist es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Die Kinder genießen beides und auch wenn sie es sehr sehr selten sagen, sind sich sicherlich auch dankbar dafür. Spätestens dann, wenn sie später mal bei einer Familienfeier sitzen und sie einen nervigen kleinen Verwandten mit ein paar Bierdeckeln ein spannendes und lehrreiches Spiel zeigen können.

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