Familienplanung - Einzahlung auf das Generationenkonto auf kinderalltag.de

Familienplanung – Einzahlung auf das Generationenkonto

Kam man, so wie ich, in den 1970er Jahren zur Welt, dann war die Mutter durchschnittlich 24 Jahre alt. Wird heute ein Kind geboren, dann liegt das statistische Alter der Mutter bei 30 Jahren. 1970 war außerdem das letzte Jahr, in dem eine Frau statistisch mehr als 2 Kinder hatte. In den 1960er Jahren ware noch 2,5. Seit 1970 sinkt die Anzahl der Kinder pro Frau kontinuierlich. Heute liegt sie unter 1,4. Das bedeutet einerseits, dass die Bevölkerung in Mitteleuropa schrumpft und nur durch Zuzug auf einem stabilen Niveau bleibt. Andererseits bedeutet das, dass 30 Prozent der Frauen gar keine Kinder bekommen und nur die Hälfte der Frauen, die Kinder bekommen, mehr als 1 Kind zur Welt bringen. Nebenbei sind, dank des Geburtenrückgangs, etwa 30 Prozent der Kinder Einzelkinder. Die Lebensumstände und Familienmodelle haben sich dramatisch verändert. Man kann also davon ausgehen, dass es nicht mehr selbstverständlich ist, Kinder zu bekommen und die wenigen Kinder, die zur Welt kommen, überwiegend geplant sind. Familienplanung ist also ein großes Thema in unserer Zeit.

Einzelkinder

Wenn ich meine Drei beobachte, dann wird klar, dass die Tatsache, dass sie Geschwister haben, viele Vorteile bringt. Klar würden sie das niemals so sehen und natürlich beneiden sie Einzelkinder, die die volle Gunst der Eltern und anderer Familienmitglieder bekommen, aber aus meiner Sicht haben sie Vorteile. So sind sie ständig gefordert, sich in der Gruppe durchzusetzen, oder Kompromisse zu schließen. Sie lernen, dass sie und ihre Bedürdnisse nicht automatisch immer im Mittelpunkt stehen und dass sie Rücksicht nehmen müssen. Außerdem beobachte ich, dass die Älteste viel an Führungsarbeit leistet. Sie hatte eine Weile den Vorteil, die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Danach hat sie viel von dem, was sie schon konnte, an ihre kleineren Geschwister weitergegeben. Es ist für die beiden Kleinen völlig normal, sich auf sie zu verlassen. Also profitieren zumindest die beiden Jüngeren davon, eine ältere Schwester zu haben.

Ein Team fürs Leben

Blut ist dicker als Wasser, sagt man. Bei Geschwistern merkt man das. Mein Mann hat Geschwister und hält losen Kontakt zu ihnen. Geht es beispielsweise um die Gesundheit meiner Schwiegermutter, oder die Organisation eines Familienfestes, dann merkt man schnell, dass die Chemie zwischen den Geschwistern stimmt. Es läuft alles reibungslos und harmonisch. Der gemeinsame erste Lebensabschnitt sorgt für jede Menge gemeinsame Erinnerungen und Prägungen. Das gemeinsame Spiel zwischen Kinder läuft ganz anders ab, als mit Erwachsenen. Hat man nur ein Kind, dann konzentriert sich die Liebe und elterliche Fürsorge. Das Kind lernt, dass es einen exklusiven Platz im Leben der Eltern hat. Ich glaube, dass Geschwisterkinder unabhängiger sind. Die Fixierung auf Mama und Papa ist schwächer ausgeprägt. Meine Drei kümmern sich jeweils selbst darum, Exklusivzeit mit meinem Mann, oder mir zu bekommen. Abseits davon kommen sie meistens ganz gut ohne uns zurecht.

Ein-Kind-Politik

Was bei uns von selbst passiert, war in China Gesetz. Von 1979 bis 2015 war sie der Eingriff der chinesischen Regierung in die Familienplanung. In der Stadt waren Paaren nur ein Kind erlaubt. Am Land durfte man, wenn das erste Kind eine Tochter war, ein zweites Kind bekommen. Davor stand die chinesische Bevölkerung mit einer Geburtenrate von 2,8 kurz vor der Explosion. Jetzt gibt es in China einige Probleme, die auch bei uns bekannt sind. Die Gesellschaft überaltert und es gibt zu wenige Arbeitskräfte. Außerdem gibt es aufgrund einer Selektion durch die Eltern einen Überschuss an Männern. Ein großes Problem entsteht aber bei den Kindern. Jedes Kind hat zwei Eltern und vier Großeltern, die alle Hoffnung in dieses Kind setzen. Das wird immer wieder als Kleiner-Kaiser-Phänomen bezeichnet. Die Kinder stehen gewaltig unter Druck, die Erwartungen der ganzen Familie zu erfüllen.

Einzelkinder bekommen Einzelkinder

Trotzdem die Ein-Kind-Politik seit 10 Jahren geändert wurde, steigen die Geburtenraten in China nicht. Aus Sicht der jungen Eltern ist das nachvollziehbar. Sie kennen es nicht anders. Ihre Eltern waren Einzelkinder und sie selbst hatten keine Geschwister. Als kleine Kaiserinnen und Kaiser haben sie nicht nur die gesamte Zuneigung der Familie bekommen, sondern auch die allerbeste Ausbildung. Zusammen mit einem Arbeitskräftemangel haben sie damit ausgezeichnete Karrierechancen. Warum sollten sie also mehr Kinder bekommen. Das wird sich auch bei uns nicht anders entwickeln. Mit jeder Generation werden es also etwa 35 Prozent weniger Menschen. Das geht, wenn es ein weltweites Phänomen wird, etwa 15 Generationen gut. Nach 35 Generationen bleiben von den etwa 8 Milliarden Menschen nur noch 2.700 Menschen übrig. Ein paar Generationen später wäre es dann vorbei. Nicht zuletzt, weil der Genpool einfach zu klein wird. Das ist natürlich nur ein Gedankenexperiment, aber trotzdem sollte die Politik dort ansetzen.

Familienplanung

Plant man, nur ein einziges Kind zu bekommen, dann will das wohlüberlegt sein. Familienplanung ist eine riesige Industrie. Kondom, Pille, Hormonspirale, Kupferspirale, Kupferkette, Diaphragma, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Dreimonatsspritze, Hormonimplantat, Sterilisation, Verhütungscomputer, Vaginalgel und Femidom unterstützen die Familienplanung. Während Enthaltsamkeit, Coitus interruptus und verschiedene Berechnungsprogramme rund um den weiblichen Zyklus, helfen dabei, die Zeugung zu verhindern. So kann man den Teil seines Lebens, in dem man kein Kind bekommen will, gut absichern. Entscheidet man sich dann für ein Kind, dann kommen wieder neue Methoden zur Anwendung. Ovulationstests, Fruchtbarkeits-Apps mit Premium-Funktionen, Verhütungscomputer, Insemination, Hormonbehandlung, IVF (In-vitro-Fertilisation), ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion), Eizellspende, Samenspende, Kinderwunschkliniken, Akupunktur bei Kinderwunsch, Fruchtbarkeitsmassage durch TherapeutInnen, Nahrungsergänzungsmittel zur Fruchtbarkeit und vieles mehr kann man nutzen, um die Empfängnis zu begünstigen.

Kinderwünsche

Es kann, trotz aller Planung, vorkommen, dass ein Kind unerwartet auf dem Weg ist. Wer wissen möchte, an welchen Zeitraum man sich erinnern sollte, kann dazu Tools, wie diesen Zeugungsrechner nutzen. So lässt sich der Zeitpunkt der Zeugung einschränken, sobald man den Geburtstermin kennt. Allerdings ist die Suche nach dem Vater nicht das häufigste Problem in der Familienplanung. Einige Verhütungsmethoden haben Nachwirkungen. Wer ein Kind will, muss sich das also deutlich vor dem gewünschten Geburtstermin überlegen. Da gibt es natürlich die 40 Wochen Schwangerschaft, die vom ersten Tag der letzten Regelblutung gerechnet werden. Verhütet man mit der Dreimonatsspritze, sollte man die mindestens ein Jahr vorher absetzen. Damit ist man schon bei 92 Wochen vor dem Geburtstermin. Ein Hormonimplantat sollte 3-6 Monate vorher entfernt werden. Auch die Hormonspirale kann noch 1-3 Monate nachwirken. Andere hormonelle Verhütungsmittel sollten auch mindestens 3 Monate vorher abgesetzt werden.

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Wann muss man hormonelle Verhütung bei Kinderwunsch absetzen

Lebensplanung

Bedenkt man das alles, dann wird es eine echte Herausforderung ein Kind zu bekommen. Man muss etwa 2 Jahre vor dem Geburtstermin wissen, dass man ein Kind möchte. Bedenkt man dabei, dass mehr als 55% der Beschäftigen ab 25 Jahren ihren Job in den ersten beiden Jahren wechseln und 15% der Ehen innerhalb der ersten 5 Jahre geschieden werden, dann ist das schon mal eine große Unsicherheit. 10 Prozent der Deutschen ziehen pro Jahr um. Die Inflation kostet uns jedes Jahr etwa 2%. 2023 waren es 5,9%. Es kann also sein, dass man nach zwei Jahren eine neue Wohnung, einen neuen Job und weniger Geld in der Tasche hat. Insgesamt ist unsere Gesellschaft sehr schnell unterwegs und Dinge ändern sich häufig. Was in den 1970ern noch normal war, nämlich sein ganzes Berufsleben in einem Unternehmen zu verbringen, Jahrzehnte lang in derselben Wohnung zu leben und 2, oder mehr Kinder zu haben, ist heute die Ausnahme. Die Welt dreht sich schneller und das geht zulasten unserer Kinder.

Unbezahlter Job

Irgendwie ist der Job als Mutter, oder Vater weniger wert, als jeder andere Job. Arbeitet man in einem der am schlechtesten bezahlten Berufe, bekommt man immer noch zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Monat. Als Mutter verbringt man 24 Stunden im Job und bekommt 0 Euro. Muss ein Alleinverdiener die Familie erhalten, dann muss er sehr gut verdienen, damit sich das ausgehen kann. Die Lebenshaltungskosten sind hoch und so geht viel Geld für Wohnung und Lebensmittel drauf. Die Kinder sind in dieser Rechnung in erster Linie ein Kostenfaktor. Die Kosten pro Kind liegen bei 8.000 – 12.000 Euro im Jahr. Bis das Kind auszieht, sind das etwa 120.000 €. Ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Vor allem dann, wenn man durch das Kind auch noch seinen Job aufgeben muss.

Planung ist gut

Es ist also dringend notwendig, die Entscheidung für ein Kind gründlich zu überdenken und die Familienplanung sehr ernst zu nehmen. Es ist eine lebensverändernde Entscheidung, mit der man den Rest seines Lebens zurechtkommen muss. So gesehen sollte man jedes Paar und jede Frau, die sich dafür entscheidet, bewundern. Ein Kind groß zu ziehen, ist ein Teil unserer genetischen Programmierung. Den Fortpflanzungstrieb gibt es in allen Lebewesen. Eltern zu werden, ist aber eine sehr selbstlose Entscheidung. Schließlich hat man als Vater und Mutter vergleichsweise wenig davon. Während das Kind das Leben bekommt und zwei Jahrzehnte umsorgt werden will, bekommen die Eltern in erster Linie Arbeit und Kosten. Da hilft es auch wenig, wenn man sich einredet, dass man viel zurückbekommt, wenn das Baby lächelt. Ein freundliches Lächeln bekommt man auch viel billiger.

Der ewige Kreis

Kinder kosten Geld, verursachen Schlafmangel, Stress und Zeitmangel. Sie belasten Beziehungen, Karrieren und die Freiheit der Eltern. Außerdem machen sie verwundbar. Trotzdem bekommen wir Kinder. Früher haben Kinder früh etwas beigetragen. Sie haben in der Landwirtschaft mitgeholfen, oder die Eltern sonst irgendwie unterstützt. Heute sind sie von fast allen Pflichten entbunden und können die Kindheit mit Lernen und Erholung füllen. Warum also bekommen wir Kinder? Warum verbringen wir abertausende Stunden damit, sie zu erziehen und ihnen alles zu ermöglichen, was sie für ihre Entwicklung brauchen? Für die Eltern bleibt ein großes Minus. Allerdings profitieren die Kinder stark von dem System. Denkt man ein wenig weiter, dann haben auch die Eltern von der Aufopferung ihrer Eltern profitiert. Genauso werden die Kinder meiner Kinder dann von meinem Einsatz profitieren, wenn meine Kinder sich dann für sie ins Zeug legen.

Zahltag

Es ist also eine Schuld, die wir abbezahlen, wenn wir unsere Kinder genauso groß ziehen, wie unsere Eltern das gemacht haben. Damit ist die Kindererziehung für mich kein Widerspruch mehr. Meine Eltern, Großeltern und all die Generationen davor, haben in mich investiert, was ich jetzt meinen Kindern weitergeben kann. Die werden es dann wieder an ihre Kinder weitergeben. Keine Kinder zu bekommen, könnte man also auch als Zahlungsverweigerung sehen. All die jungen Menschen haben das, was sie heute erreicht haben, auf Kosten ihrer Eltern erreicht. Was die Generationen vor ihnen geleistet haben, um ihnen ihr heutiges Leben zu ermöglichen, bleibt als Schuld bestehen. Das ist natürlich ein sehr radikaler Gedanke. Natürlich verstehe ich jeden und jedes Lebenskonzept. Vielleicht ist es aber auch ein Argument, mit dem die eine, oder andere potenzielle Mutter sich leichter dafür entscheiden kann, ihre Zeit und Ressourcen in ein Kind zu investieren und damit die Zeit und Ressourcen ihrer Mutter mit Zinsen weiterzugeben.

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