Man wird nicht jünger. Ganz im Gegenteil, das Altern sitzt uns ständig im Nacken. Ich bin eigentlich niemand, den das stört. Zumindest hat es mich bisher nicht gestört. Allerdings wird man eben älter und manchmal ändert sich auch die Weltanschauung ein wenig, wenn die Jahre vergehen. Da und dort gibt es eben schon Entwicklungen in meinem Körper, auf die ich gerne verzichten könnte. Vor 10 Jahren war das noch etwas anders. Ich war schwanger und wir zogen um in unsere Wohnung hier in Wien. Die Beweggründe waren in erster Linie rational. Mehr Nähe zum Arbeitsplatz meines Mannes, mehr Kitas, mehr Schulen, mehr Ärzte und Fachärzte, zahlreiche Kliniken und tolle Einkaufsmöglichkeiten. Einfach mehr Infrastruktur, als in kleinen Gemeinden. Insgesamt eine gute Entscheidung, die ich selten bereue. Was mein Mann und ich uns geschworen haben, während und nachdem wir umgezogen sind, ist eine ganz klare Sache. Wir wollen nie mehr umziehen. Oder eigentlich wollten wir nie mehr umziehen, denn nicht nur ich werde älter. Auch die Kinder.
Umzugsstress
Wer schon einmal umgezogen ist, der weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Bei wem Geld keine Rolle spielt, der kann auch ein Komplettpaket bei einem Umzugsunternehmen buchen. Vom Einpacken bis zum Einschlichten in die Kästen übernehmen solche Profis alles. Allerdings spielt Geld bei uns durchaus eine Rolle. Also haben wir bei unserem letzten Urlaub richtig angepackt. Wochenlang haben wir unseren Besitz in Umzugskartons gepackt und beschriftet. Für den großen Tag haben wir dann alle Möbel, die wir mitgenommen haben, zerlegt und ins Auto geschleppt. Wir haben ein paar Tage vorher die Küche abgebaut und schon Etliches bei meiner Schwiegermutter eingelagert. Am Tag des Umzugs sind wir mit zwei großen Autos gefahren. Während ich mit dem Sohn meines Mannes in unserem Family-Van gefahren bin, hat mein Mann einen kleinen LKW gelenkt. Vieles haben wir neu gekauft. Das heißt, es wurde viel geliefert, oder wir mussten es holen. Alles viel Arbeit. Waschmaschine und Kühlschrank mussten bewegt werden, mehrere Kästen wurden aufgebaut und mittendring zwei Kleine Kinder und eine schwangere Frau.
Es reicht(e)
Also haben wir uns nachdem die meisten Dinge erledigt waren, schließlich gegenseitig versprochen, dass wir niemals mehr umziehen werden! Es war einfach anstrengend und unsere Wohnung war und ist perfekt. Wobei das langsam in Frage gestellt wird. Wir haben eine tolle große Wohnküche. Perfekt, wenn die Kinder im Kinderzimmer schlafen und man noch ein wenig schöne Zeit auf der Couch verbringen will. Allerdings würden mein Mann und ich mittlerweile lieber früher ins Bett gehen, als die „Kleinen“. Vor 22h herrscht auf keinen Fall Ruhe. Meist wird es später, bis alle schlafen. Das Fernsehprogramm ist dann natürlich in kindlicher Hand. Nebenbei gibt es auch für die Schulen das Eine, oder Andere zu tun und natürlich müssen dafür die Eltern zur Hand sein. Ruhe gibt es also erst, wenn die Kinder zubett gehen. Danach haben wir auch keine Lust mehr wachzubleiben und sind müde.
Ein-Zimmer-Wohnung
Das Wohnzimmer ist das Hauptproblem. Es ist offen zum Flur, was sehr angenehm ist, wenn man alleine ist. Wenn Kinder durch die Wohnung tollen, singen, Ballspielen und sonstiges tun, dann ist es im Wohnzimmer laut. Die Kinderzimmer sind vorhanden, aber zu klein, um viel zu tun. Wir haben Schrankbetten in allen Zimmern, klappen sie aber nicht oft hoch. Es liegen mittlerweile viele Dinge unter den Betten und die Kinder haben jeweils 50 Stofftiere im Bett, die man auch irgendwo verstauen muss, wenn man das Schrankbett hochklappt. Die Kinderzimmer und das Schlafzimmer sind also auch ein Problem. Hier kann man sich kaum aufhalten. Mein Sohn hat einen kleinen Schreibtisch in seinem Zimmer und auch im Schlafzimmer gibt es einen kleinen Arbeitsplatz mit PC. Dort kann man theoretisch arbeiten, allerdings wird bei uns in erster Linie am Esstisch im Wohnzimmer gearbeitet. Wir leben also, wenn alle daheim sind, zu fünft in unserem Wohnzimmer, das weniger als 40m² hat. Das ist mitunter eng.
Umziehen
Eines muss auf jeden Fall klar sein: Beim nächsten Umzug, sollte es dazu kommen, werden wir ein Umzugsunternehmen beschäftigen. Vielleicht ist es ja einfacher, nur eine kurze Distanz umzuziehen, weil man in kleinen Teilen transportieren kann, aber eine Strecke von einer Stunde, oder mehr, wollen wir uns nicht mehr antun. Nicht umsonst gibt es ein breites Angebot an Umzugsunternehmen und Experten für Haushaltsauflösungen. Lässt man viel zurück, wenn man beispielsweise von Leipzig nach Frankfurt zieht, dann ist ein hin- und herfahren unrealistisch. Da kann ein Profi mit ausreichend großen Autos und vielen Helfern effizienter arbeiten. Je nachdem, von wo nach wo man umzieht, ist ein regionaler Experte die beste Wahl. Zieht man etwa weg von Leipzig, dann ist ein Umzugsunternehmen aus dem Zielort eine Option. Die Haushaltsauflösung muss jedoch in Leipzig vorgenommen werden, egal wohin man zieht. Also ist ein Umzugsunternehmen am alten Wohnort wohl die bessere Wahl. Aber wir werden wohl keinen Fernumzug mehr vornehmen. Außer natürlich wir kommen überraschend zu so viel Geld, dass wir uns ein Haus in den Bergen leisten könnten.
Wie wohnen
Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass die verschiedenen Grundrisse der Wohnungen, in denen ich mit meiner Familie gelebt habe, alle Nachteile haben. Eine Maisonette-Wohnung wirkt toll, wenn man sie das erste Mal sieht, allerdings verliert man unglaublich viel Platz, weil man auf jeder Ebene Stiegen hat. Dazu kommt, dass man sich für oben, oder unten entscheiden muss. Wir hatten das Bad und die Schlafzimmer oben und den Garten unten. Also wurde die Schmutzwäsche oben gewaschen, unten getrocknet und dann wieder oben eingeschlichtet. Kleine Kinder kann man nicht alleine im Kinderzimmer auf der oberen Ebene lassen, während man unten kocht. Es läuft also darauf hinaus, dass man auf 50 % der Wohnfläche lebt. Einmal oben und einmal unten. In unserer aktuellen Wohnung gibt es eben ein riesiges offenes Wohnzimmer und drei winzige Schlafzimmer. Wir haben keine Fenster, sondern nur Balkontüren, die zu den beiden Balkonen vorne und hinten führen. Klingt toll, heißt aber, dass die Heizungen neben den Türen angebracht werden. Man verliert also sehr viel Wand, an die man etwas stellen könnte. Auch muss der Türbereich komplett vom Boden bis zur Decke freigehalten werden. Wertvolle ungenutzte Quadratmeter.
Der perfekte Grundriss
Ich glaube, dass es den perfekten Grundriss einer Wohnung nicht gibt. Wo kleine Kinder problematisch sind, fühlen sich große Kinder wohl. Wo Familien zu wenig Platz haben, ist ein Paar glücklich. Es muss wohl, je nach Lebenssituation, die passende Wohnung gesucht werden. In unserem Fall brauchen wir drei Kinderzimmer mit ausreichend Platz auch außerhalb der Betten und ein Schlafzimmer, in dem man neben einem Bett auch noch einen Arbeitsplatz unterbringt. Ich würde mir eine separate Küche wünschen. Das Wohnzimmer kann der zentrale Ort sein, an dem man gemeinsam isst, oder fernsieht. Arbeiten für die Schule, Bloggen und Arbeit am PC, oder Spielen sollte aber in den Zimmern passieren. Wenn man die Kinderzimmer am einen und das Schlafzimmer am anderen Ende anordnet, dann wäre das, zumindest für unsere Situation ideal. Allerdings habe ich schon viele Wohnungen gesehen, die scheinbar für die Bewohner perfekt waren.
Mieten statt Bauen
Allerdings bedeutet die Erkenntnis, dass eine Wohnung eben nur für einen Lebensabschnitt ideal sein kann, dass es keine gute Idee ist, eine Wohnung zu kaufen, oder ein Haus zu bauen. Wenn wir ein Haus bauen würden, das Platz für 5 Personen bietet, dann hätten wir wahrscheinlich in 20 Jahren viel zu viel Platz. Räume, die geheizt und sauber gehalten werden müssen. Ein viel zu großer Essbereich und 3 überzählige Betten. Vielleicht ist es einfach das beste Konzept, Wohnungen zu mieten und mit jeder neuen Phase umzuziehen. Ja, der Umzug macht richtig Arbeit und man wird irgendwie entwurzelt. Ein Umzug ist nicht nur ein Neuanfang, sondern auch ein Ende. Man verliert nette Nachbarn, gute Verkehrsanbindungen, kurze Wege und vieles mehr. Ein wenig wird man entwurzelt. Auf der anderen Seite bringt der Wohnungswechsel auch Chancen. Natürlich kann es sein, dass am neuen Wohnort Dinge schlechter sind, als am alten. Aber mit ein wenig Flexibilität, findet man sicher einen Weg, sich damit zu arrangieren.
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