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Kinderflüsterer

Es scheint ein gutes Geschäft zu sein anderen zu zeigen und zu erklären, wie man mit Hunden und Pferden richtig umgeht. Regelmäßig füllen derartige Hunde- und Pferdeflüsterer ganze Hallen und begeistern das Publikum damit, wie sie das Tier dazu bringen sein Verhalten zu ändern.

Manchmal würde ich mir wünschen, dass so ein Experte einmal bei uns vorbeischaut. So wie ein junger Hund lernen muss an der Leine zu gehen, so muss ein kleiner Junge auch mal lernen an der Hand zu gehen. Und die beiden Lernvorgänge sind, zumindest bei meinem Sohn, absolut vergleichbar. Der Unterschied ist nur, dass man den Hund unterwirft, ihm seinen Stellenwert im Rudel zeigt und den Grundstein dafür legt, dass er uns als Rudelführer bedingungslos akzeptiert. Den eigenen Sohn möchte man nicht unbedingt zu so einem unterwürfigen Jammerlappen erziehen, nur damit man im täglichen Umgang mit ihm weniger Aufwände hat. Die Erziehung zielt größtenteils darauf ab die Kinder zu mündigen, selbstbewußten Mitmenschen zu machen und Ihnen trotzdem Grenzen zu zeigen, die sie verstehen und einzuhalten lernen.

Was tut man also, wenn man mit dem kleinen Kerl Richtung Kita unterwegs ist und an eine Kreuzung kommt. Man kann ihn natürlich einfach über die Straße laufen lassen, aber das Gehen an der Hand, wenn wir eine Straße überqueren ist eben so eine Grenze, die ich ihm ganz gerne beibringen würde.

Die Diskussion teilt sich an den meisten Tagen in drei Phasen. Zuerst redet man auf ihn ein und versucht ihn mit Vernunft und netten Worten von der Notwendigkeit die Hand zu geben und der großen Gefahr, die von vorbeifahrenden Fahrzeugen ausgeht zu erklären.

Als nächstes gibt es eine erste Annäherung. Er kommt und reicht mir die Hand nur um sie zwei Millisekunden später wieder loszulassen. Das ganze wiederholt sich, je nach unserer Verfassung ein paar mal, bis meine Geduld am Ende ist. Also folgt die dritte und unangenehmste Phase.

Wenn die Hand zum x-ten mal wieder losgelassen wurde und der leine Rabauke sich viel mehr für Blumenbeete und Fahradständer am Wegesrand interessiert, als für das Gehen an der Hand, dann lasse ich die Hand irgendwann nicht mehr los. Ich erkläre ihm dann, dass es einfach nötig ist und dass es nur zu seiner Sicherheit ist, weise ihn auf die Autos hin und versuche mich in grundlegender Verkehrserziehung. Mein Sohn ist aber an den allermeisten Tagen nicht empfänglich für Wissenstransfer und Hintergrundinformationen, sondern beginnt damit an der Hand zu ziehen, zu weinen und lässt sich schließlich einfach hängen. Das macht er am allerliebsten, wenn ich gerade mitten auf der Kreuzung bin und den Kinderwagen mit der Kleinsten schiebe an dem sich die Älteste anhält. Also trage ich ihn die zweite Hälfte des Weges an einem Arm und bemühe mich, wenn wir wieder am Bürgersteig sind ihn auf seine Beine zu stellen, was recht schwierig und langwierig ist, weil er die immer wieder einknicken lässt.

Die Manöverkritik, die ich dann loswerden möchte und der Appell an seine Vernunft hört er nicht, weil er so lange jammert, so lange ich seine Hand festhalte und wegläuft, so bald ich sie loslasse.

Wir haben auf dem Weg in die Kita nur eine sehr spärlich befahrene Straße zu queren, aber mir geht es hier ums Prinzip. Er muss lernen, dass er in bestimmten Situationen sicherheitshalber an der Hand gehen muss. Wir warten vorerst noch, bis der Besuch in der Kita komplett Routine geworden ist und wir auch keine Diskussionen mehr darüber führen müssen, dass er heute gar keine Lust hat. Wahrscheinlich hängt das Verhalten damit zusammen. Später, wenn sich die Situation nicht bessert, werden wir ein paar Einzelstunden mit ihm machen und mein Mann, oder ich werden ohne Kinderwagen und nur mit ihm eine Runde durch unser Viertel machen, solange bis das mit der Hand klappt.

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