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Immer wieder Schulranzen

Es gibt Themen, die kommen immer wieder. Es gelingt einfach nicht, sie dauerhaft zu lösen. Eines dieser Themen ist das Thema Schulranzen. Ja, meine Kinder haben alle einen Schulranzen und gehen schon seit Jahren zur Schule. Eigentlich ein eingespieltes System. Sollte man meinen. In Wahrheit ist das Thema Schulranzen etwas, das mich als Mutter jeden Tag beschäftigt. Das beginnt damit, dass unsere drei Exemplare auf einer Kiste unter der Garderobe stehen. Dort kommt man jeden Tag mehrfach vorbei. Man hat die Schulranzenparade also jeden Tag vor Augen. Allerdings stehen die Taschen nur dann auf ihrem Platz, wenn die Kinder daheim und alle Hausübungen gemacht sind. Das ist normalerweise nur noch am Wochenende der Fall. Ansonsten bewegen sie sich, zusammen mit den Kindern, durch die Weltgeschichte. Gibt es noch etwas zu tun, dann liegen sie rund um den Tisch verstreut. Ich mag Ordnung und irgendwie widersetzen sich die Schulranzen meiner Kinder, allen Bestrebungen, sie in Ordnung zu halten. Einerseits wollen sie nicht an ihrem Platz bleiben und andererseits hat das Innenleben so etwas, wie ein Eigenleben. Es würde mich nicht wundern, wenn mich irgendwann etwas beißen würde, wenn ich wieder einmal darin krame.

Die wunderbare Welt im Schulranzen

Das Innere des Schulranzens ist ein umkämpftes Gebiet. Auf der einen Seite ich. An meiner Seite Ordnungsliebe und Sorge um meine Kinder. Auf der anderen Seite eben diese Kinder. Gewappnet mit einem hohen Maß an Gleichgültigkeit und chronisch zu wenig Zeit, um die Dinge zu erledigen, die man von ihnen erwartet. Ich muss Tag für Tag gegen den Reflex ankämpfen, die Schulranzen komplett auszuräumen, mit dem Staubsauger durchzufahren und sie schließlich zu desinfizieren, bevor ich alle Schulhefte und Federmäppchen wieder adrett einordne. Meine Kinder verwenden die Schulranzen in etwa so, wie Hermine Granger in Harry Potter. Da kommt einfach alles rein. Nur ist der Schulranzen im Regelfall nicht verzaubert und hat ein endliches Fassungsvermögen. Es gibt also einen Zustand, in dem dann einfach nichts mehr hineinpasst. Wenn ich morgens dann die Jausenboxen in die Schulranzen stecke, kann es vorkommen, dass ich dabei meine Schwierigkeiten habe. Die Physik ist unbarmherzig und wo schon was ist, kann man nichts anderes hinstecken.

Volle Ranzen

Die Schulranzen meiner Kinder erinnern mich ein wenig an das Auto meines Mannes. Irgendwie sammeln sich dort Dinge. Gerne nimmt man etwas mit hinein, aber heraus kommen die Dinge nur in groß angelegten Säuberungsaktionen. So wie man unser Auto von Zeit zu Zeit einmal ausschaufeln und auf links drehen muss, so müssen auch die Schulranzen von Zeit zu Zeit mal auf den Kopf gestellt und komplett entleert werden. Allerdings stößt das immer mehr auf Widerstand. Je älter die Kinder werden, umso mehr bestehen sie auf ihre Privatsphäre. Das ist absolut in Ordnung und ich muss mich als Mutter natürlich auch zurücknehmen, wenn die Kleinen eben größer werden. Das ist der Lauf der Dinge und es sind wichtige Schritte in Richtung Selbstständigkeit, die ich unterstütze. Allerdings gibt es irgendwann einen Punkt, an dem ich mir das nicht mehr ansehen kann und einschreiten muss. Es gab bis vor einigen Jahren eine Norm, die besagt, hat, dass ein Schulranzen insgesamt höchsten 10 Prozent des Körpergewichts der Kinder haben darf. Diese Norm ist überholt und nicht mehr gültig und es gibt auch Studien, die aussagen, dass ein höheres Gewicht für gesunde Kinder kein Problem ist. Irgendwo bei 50 Prozent ist bei mir dann eine Schmerzgrenze erreicht.

Maximal zulässige Nutzlast

Gleichbehandlung und Gleichberechtigung ist wunderbar, hat aber auch Kehrseiten. Dann, wenn es um physiologische Unterschiede und völlig verschiedene Voraussetzungen geht, ergibt eine Gleichbehandlung keinen Sinn. Wer regelmäßig Kinder von Schulen abholt, oder Klassenkameradinnen und -kameraden der eigenen Kinder kennt, der kennt die Bandbreite an Körpergrößen und Gewicht. Meine drei Kinder sind auch ganz unterschiedlich. Während die Älteste immer die Kleinste in der Klasse ist, mein Sohn im unteren Mittel liegt und meine Kleinste andere Kinder in der Klasse um einen Kopf überragt, weiß ich genau, dass es massive Unterschiede gibt. Darauf nehmen Lehrpläne und Schulen aber keine Rücksicht. Ein moderner Scout Schulranzen wiegt zwischen 1,1 und 1,3 Kilogramm. Die Hersteller der Schulranzen geben das Gewicht ihrer Produkte sogar mit zwei Nachkommastellen an. Das zeigt, wie wichtig diese Eigenschaft ist. Es geht sprichwörtlich um jedes Gramm. Der Ranzen selbst fällt also nicht wirklich ins Gewicht. Allerdings macht der Inhalt den Unterschied.

Einmal alles

Je älter die Kinder werden, umso anspruchsvoller wird der Schulalltag. Außerdem fehlt in den höheren Schulen der Überblick, den die Lehrerin in den ersten vier Jahren hatte. Die Last wurde in der Grund-, oder in Österreich Volksschule, von der Lehrerin überwacht. Das gilt auf der einen Seite für den Lernstoff, der dosiert und mit wechselnden Schwerpunkten vermittelt wird. Auf der anderen Seite auch für das Gewicht der Schulranzen. In dem Alter wird den Kindern in der Schule auch angesagt, was sie ins Bankfach stecken und was sie im Schulranzen mit heim nehmen müssen, weil sie es für die Hausübung brauchen. Meine Älteste, insgesamt ein gut organisiertes Mädchen, hatte im ersten Schuljahr schlechte Erfahrungen mit ihren Schulbüchern. Regelmäßig saß sie verzweifelt am Tisch und stellte fest, dass ihr ein Buch, oder ein Heft fehlt. Sie hat dafür eine einfache Lösung gefunden. Statt im Bankfach, oder im Spind, verstaut sie sämtliche Schulsachen im Schulranzen. Ich habe schon oft versucht, sie davon zu überzeugen, das anders zu machen, allerdings ist sie mit dem Konzept zufrieden. Sie hat einen riesigen Schultrolley und schleppt ihn jeden Tag zur Schule und wieder zurück. Das ist ihr lieber, als jeden Tag im Schulstress zu entscheiden, was sie braucht und was nicht. Ein funktionierendes System, das aber den ohnehin schon übergroßen Schulranzen an seine Grenzen bringt.

Gleichbehandlung

Auf jeden Fall gibt es in den Schulen keine Möglichkeit, auf schmächtige Kinder Rücksicht zu nehmen. Während die Jungs in XL kein Problem haben, 10 Kilogramm, oder mehr zu schultern, bedeutet das für einige kleine Mädchen etwa ein Drittel ihres Körpergewichts zu tragen. Dabei sind 10 Kilogramm noch relativ wenig. Allerdings ist es auch nicht realistisch, dass die Schulen Rücksicht auf das jeweilige Kind nehmen. Sie müssten sich also an den kleinsten und leichtesten Kindern orientieren. Das ist aber wohl nicht umsetzbar. Also bleibt für mich als Mutter, das Beste daraus zu machen. Die schweren Bücher, die unzähligen Stifte, Zirkel und Lineale kann ich nicht ändern. Ich kann eine guten, leichten und ergonomischen Schulranzen anschaffen und kontrollieren, ob er ordentlich eingestellt ist. Außerdem kann ich versuchen, die Dinge, die nicht unbedingt im Schulranzen mitgeführt werden müssen, auszuräumen.

Zensur

Allerdings betrete ich mit diesem Ansinnen dünnes Eis. Wie schon erwähnt, bedeutet der Inhalt der Schulranzen für meine Kinder so etwas, wie Privatsphäre. Bis auf die Kleinste habe ich, neben dem Nachfüllen der Jause nichts mehr zu tun mit dem Inhalt der Schulranzen. Die beiden Älteren holen heraus, was sie brauchen und verstauen es anschließend wieder. Solange die Ranzen offenstehen, habe ich Gelegenheit mir anzusehen, was das drinnen vor sich geht. Es juckt mich in den Fingern, aber meine Kinder mögen es absolut nicht, wenn ich beginne, in ihren Schulranzen Ordnung zu machen. Allerdings gibt es auch hier eine Schmerzgrenze. Also kommt es doch immer wieder vor, dass wir uns die Zeit nehmen, die Taschen komplett auszuräumen, einer Grundreinigung zu unterziehen und danach nur die Dinge einzuräumen, die auch eine Berechtigung haben, im Schulranzen mitgeführt zu werden. Allerdings hat das, abgesehen von hygienischen Vorteilen, kaum Effekte. Das hohe Gewicht bleibt.

Was tun?

Es gibt also erschreckend wenig, was man tun kann. Tatsächlich ist es so, wie es ist. Die Kinder sind gefordert, eine mittelgroße Bibliothek zwischen Schule und zu Hause hin und her zu transportieren. Wollte man das ändern, müsste man schon recht früh ansetzen. So ist beispielsweise das Mathebuch meiner Tochter so ausgeführt, dass man Seiten herausreißen kann. Sie kann dadurch die Hausübung ins Buch schreiben und nur diese eine Seite abgeben. Würde man also bereits bei der Konzeption der Schulbücher ansetzen und dort z.B. den Teil mit den Erklärungen und den Teil mit den Übungsbeispielen trennen, dann wäre damit schon geholfen. Würde man die Übungsaufgaben dann auch noch in die trennen, die man im Unterricht rechnet und jene, die man daheim rechnet, dann könnte man einen Teil des Buches daheim lassen. Genauso würde das auch in anderen Fächern gehen. Statt einem dicken Biologiebuch für das ganze Schuljahr, wären einzelne Kapitel mit den Themen, die aktuell behandelt werden, ausreichend.

Im Sinne der Kinder

Statt die Ursachen zu beseitigen, wird ständig nur an den Folgen gearbeitet. Schulbücher sind konsequent auch online verfügbar. Zumindest bei uns hat jedes Schulbuch einen QR-Code auf der Rückseite und man kann es online abfragen. Allerdings wird da nicht einmal bi meinem Sohn genutzt, obwohl er ein Schul-Laptop verwendet. Zwar gibt es elektronische Hausübungen, die über Teams, oder andere Medien kommuniziert werden, der Großteil der Arbeit passiert aber immer noch auf Papier. Das mag in der Grundschule einen pädagogischen Hintergrund haben, aber eigentlich entspricht es nicht mehr dem Zeitgeist. Im beruflichen Alltag gibt es kaum noch Papier. Aufgaben werden elektronisch vergeben und elektronisch bearbeitet. Eine Vorbereitung auf das spätere Leben würde also bedeuten, auch die Kinder an diese Arbeitsweise vorzubereiten. Aber irgendwie ist die Digitalisierung, die auf der ganzen Welt um sich greift, in den Schulen, oder wenigstens bei der Schulbuchbestellung noch kein Thema.

Warten

Ich gehe aber einmal davon aus, dass sich das in den nächsten Jahren wohl auch nicht ändern wird. Meine Kinder werden also wahrscheinlich nicht erleben, dass ihnen der Lehrer die Hausübungen mailt. Stattdessen werden sie die nächsten Jahre weiterhin ihre Bücher von und zur Schule schleppen und darin arbeiten. Vielleicht ganz gut, dass man auch einen Bezug zu gedruckten Medien hat, bevor man im Berufsleben nur noch auf Bildschirme starrt. Gleichzeitig aber natürlich ein Nachteil, wenn die Kinder sich die Wirbelsäule verbiegen, weil ihnen etliche Kilo Papier umgehängt werden. Es ist wohl noch ein langer Weg, bis zu einer idealen Welt, in der in den Schulranzen nur noch so wenig Material mitgetragen werden muss, dass die Kinder sprichwörtlich unbeschwert zur Schule gehen können. Bis dahin beschränke ich mich darauf, die Jausenboxen in die Schulranzen zu stopfen und hin und wieder einmal Frühjahrsputz im Schulranzen zu machen.

1 Comment Posted

  1. Man könnte meinen, das Thema Schulranzen ist so allgegenwärtig wie der tägliche Weg zur Schule selbst, und doch scheint es nie an Komplexität zu verlieren. Besonders spannend finde ich den Punkt mit der unterschiedlichen physischen Belastung, die Schulranzen darstellen können, abhängig von der Größe und dem Gewicht des Kindes. Hier sehe ich durchaus Raum für Innovation, nicht nur in der Ergonomie, sondern auch in der Gewichtsverteilung, die speziell auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist.
    Vielleicht wäre es an der Zeit, über alternative Modelle nachzudenken, die es den Kindern erlauben, nur das Nötigste zu tragen und somit ihre Wirbelsäule zu schonen.

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