Kinderalltag.de - Mein Mama-Blog

Tausche Nerven gegen Schuhe

Mütter wissen, wovon ich rede, alle anderen bitte ich einmal um Folgendes: Wenn ihr das nächste mal Schuhe kauft, dann achtet bitte auf zwei Dinge. Erstens, ob es da Kinder gibt und ob diese Kinder gerade quengeln und zweitens, schaut bitte einmal den Begleitpersonen der Kinder ins Gesicht. Sind das nicht gerade pädagogisch perfekte in ihrer Mitte ruhende, oder komplett zugekiffte Mitmenschen, dann sieht man in ihren Augen das Grauen und das Entsetzen, dass es sogar Alfred Hitchcock kalt den Rücken runterliefe!

eigentlich keine große Sache

Ja, eigentlich wirklich keine große Sache. Man geht mit den Kindern ins Schuhgeschäft. Die adretten, wohlerzogenen kleinen Engel begleiten schweigend ihre Mutter zum Schuhregal und warten dort geduldig, bis die Mutter mit Bedacht und Weitblick ein geeignetes Paar Schuhe ausgewählt hat. Rasch ist das Paar in der passenden Größe gefunden und das jeweilige Kind hält bereitwillig seinen Fuß bereit, wie man es nur aus Aschenbrödelverfilmungen kennt und ebenso passt der Schuh wie angegossen. Dasselbe wiederholt sich noch zweimal mit anderen Kindern und schließlich marschiert man in geordneten Zweierreihen zur Kasse, entrichtet den angemessenen Betrag und lebte glücklich und zufrieden mit neuen Schuhen bis in den Herbst.

eigentlich eine große Sache

Ja, und dann bin ich aufgewacht. Und zwar mit drei energiegeladenen und unternehmungslustigen Kindern, die mich noch nie schweigend irgendwohin begleitet haben (außer sie schliefen) und die auch sonst in keiner Weise der obigen Beschreibung von Kindern entsprechen. Das ist einerseits gut, weil man will ja zeitgemäß und mit ausreichend Freiraum die Kinder zu mündigen Erwachsenen erziehen, aber andererseits auch eine harte Belastungsprobe für die Nerven immer dann, wenn man sich in Bereichen aufhält die nur bedingt kinderfreundlich sind und in denen auch ich eigentlich Ruhe bräuchte um tatsächlich mit Bedacht und Weitblick ein tatsächlich geeignetes Paar Schuhe je Kind zu finden.

Der Marathon beginnt

Eine Lektion, die mein Mann und ich sehr rasch gelernt haben lautet: Geh nie alleine Schuhe kaufen. Also gehen mein Mann und ich prinzipiell gemeinsam. Eine Lektion, die wir noch lernen sollten ist, dass man nicht nach der Kita Schuhe kaufen sollte. Da die Kinder aber Montag bis Freitag in der Kita sind und wir am Wochenende nicht immer Zeit und Lust haben Schuhe zu kaufen, lässt sich das leider nur schwer umsetzen.

Also raus aus der Kita und zur allgemeinen Besänftigung erstmal in die Eisdiele. Bis hierhin noch alles wunderbar. Dann der Spaziergang in Schuhladen Nummer Eins. Ein Sportgeschäft mit einem unerwarteten und seltsamen Sortiment im Bezug auf die Größen. Beim Schuhekaufen gibt es eigentlich zwei Strategien. Entweder man geht zuerst die Kartons durch, findet die gesuchte Größe und entscheidet dann, ob der Schuh die eigenen Kriterien erfüllt, oder man sucht zuerst den Schuh und prüft dann die verfügbaren Größen.

Mit Kindern empfehle ich dringend Variante 1. Mein Sohn ist seit einiger Zeit fixiert auf Spiderman, also ist sein erster Weg zum Regal mit den Spiderman-Schuhen. Tatsächlich ein stattliches Sortiment an Spiderman-Schuhen, nur kann man wählen zwischen einer Nummer zu klein, oder zwei Nummern zu groß. Die amerikanischen Größen sehen das Format meines Sohnes, bzw. seiner Füße nicht vor. Wie geht das? Überspringen die kleinen Amis mit drei Jahren drei Nummern? Naja, vielleicht habe ich ja eine Fehlinformation bekommen. Also kein Spiderman für meinen Sohn. Terror. Parallel verschwindet die Älteste permanent zwischen den engen Regalen, reagiert aber wenigstens auf Rufe und kommt später wieder. Da auch die Kleinste Schuhe braucht muss sie aus dem Kinderwagen und mein Mann und ich sind plötzlich in der Unterzahl. Drei freilaufende Kinder ohne Schuhe gegen zwei Erwachsene.

Die Kleine ist noch genügsam und die Größe ihrer Füße ist zwar auch nicht vorgesehen, wie nehmen aber eine theoretische Nummer größer und meinen, dass sie damit genug Platz hat. Ich verlasse den Laden, während mein Mann bezahlt, weil mein Sohn beginnt mit der Ware Fußball zu spielen.

Nächster Laden

Wir wandern latent genervt in den nächsten Schuhladen. In der Einkaufsstraße gibt es einen Springbrunnen, der direkt aus der Strasse spritzt und meine Kinder gehen gerne nahe heran um den Sprühnebel zu erleben. Während mein Mann noch im Schuhladen ist stürzt meine Älteste neben dem Springbrunnen und sitzt im Wasser. Stresslevel steigt.

Auf dem Weg in den nächsten Laden wird mein Sohn müde und wenn er müde wird, wird er bockig. Wir treiben ihn also Richtung Einkaufszentrum. Dort angekommen marschieren wir in den nächsten Laden. Ich habe hier schon sondiert und Schuhe ins Auge gefasst. Leider halten die Schuhe einer genaueren Betrachtung und Beurteilung nicht stand. weil das Fußbett ungenügend ist. Mein Sohn trägt normalerweise Größe 26,5. Wir finden also Sandalen für ihn uns starten mit 27. Zu klein. Mein Sohn ist mittlerweile verschwunden und muss wieder eingefangen werden. Raus aus 27 und ein in 28. Zu klein. Verdammt, schon wieder weg, der kleine Racker. Also wieder einfangen. Nebenbei die Kleinste daran hindern Schuhregalte auszuräumen und die 9€-Hello Kitty Schuhe, die die Älteste dauernd anschleppt wieder zurückschicken, weil ungenügend und irgendwie auch ein bisschen hässlich. Also Sohn fangen und Größe 29 anziehen. Zu groß. Wir diskutieren kurz und beschließen in noch einen Ladenzu gehen. Ich habe eigentlich keine Lust, aber mein Mann überzeugt mich, dass es ohnehin schon gleichgültig wäre, weil schlimmer kann es kaum werden. Also Sohn einfangen und wieder die Originalschuhe anziehen.

Letzter Laden

Mein Sohn ist mittlerweile müde. Er möchte nicht mehr gehen und geht auch nicht mehr. Die zwanzig Meter zum nächsten Schuhladen dauern sicher zehn Minuten und verbrauchen einen Großteil der wenigen verbliebenen Nerven.

Hier werden wir fündig. Zuerst suchen wir wieder erfolglos nach Spiderman. Also wenden wir uns im ersten Step einmal Sandalen zu um den Kleinen auf andere Gedanken zu bringen. Mehrer Paare werden probiert und nebenbei die beiden anderen immer wieder zusammengetrieben und um den kleinen Fernseher geschart. Wir suchen und suchen, bis wir endlich die Schuhe gefunden haben, die wir wollen. Tolles Fußbett, ausreichend Profil und Einstellmöglichkeiten. Eine Sandale, wie sie sein soll. Auch die Größe 27 ist lagernd und mein Mann holt den Karton erwartungsvoll aus dem Regal, macht ihn selbstsicher auf und findet nur einen einzelnen Schuh. Gut, dann wird der Zweite wohl das Ausstellungsstück sein, aber nein, das ist leider Größe 26. Also beschließen wir zuerst einmal den einen Schuh anzuprobieren. Der passt wie angegossen und wir suchen somit schon sehr dringend den zweiten Schuh. Die Sandalen sind zwar teurer, als geplant, aber wir bereit jeden Preis zu bezahlen um aus dem Schuhladen rauszukommen! Ich bleibe bei den Mädels, mein Mann stapft mit Sohn und einzelnem Schuh im Karton los um Verkaufspersonal aufzutreiben. Da die einzige Mitarbeiterin an der Kasse steht muss er sich in die Reihe stellen und warten. Die gute Frau kommt auch bereitwillig mit, beteuert aber, dass sie auch nicht mehr Schuhe finden könnte als wir. Sie ist dann aber doch erfolgreich und findet den zweiten Schuh auf einem Plexiglaspodest auf einem Schuhregal. Puh! Also Sandalen hätten wir und die Schuhe für die Kleinste, bleibe noch Sandalen und neue Hausschuhe für die Größte. Die Hausschuhe sind schnell gefunden und bei den Sandalen greift eine Mischung aus Gerechtigkeitssinn und endgültiger Kraftlosigkeit. Weil mein Sohn schon etwas teurere Sandalen bekommt und weil wir endlich endlich endlich raus wollen aus dem Schuhwahnsinn greifen wir völlig wahllos zu Schuhen, die in der richtigen Größe verfügbar sind und schnallen sie meiner, erstaunlicherweise wenig begeisterten Tochter um. Fertig. Der Schuh bei dem sie das am wenigsten gleichgültige Gesicht gemacht hat wird kurzerhand auf den Stapel zu den anderen gestellt. Wir haben auch noch schöne Sportschuhe für meinen Sohn gefunden. Jetzt heißt es nur noch das Schuhverkäuferspiel, das die beiden Kleineren (der Kleinsten im Wagen hat mein Sohn immer wieder Schuhe angezogen) ambitioniert gespielt haben zu unterbrechen und die zwölf einzelnen Schuhe, die er dazu geholt hat, während wir uns um die Sandalen meiner Tochter gekümmert haben, wieder möglichst richtig in die Regale zu sortieren. Zahlen und nach Hause!

Das nächste mal kauf ich Schuhe online!

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