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Bin ich eine Suchmaschine?

Früher wussten die Menschen, die etwas wussten, es tatsächlich. Der Lehrer in der Schule musste alle Antworten im Kopf haben, oder man hat in dicken Büchern nachgeschlagen. So arbeiten heute nur noch Juristen. Alle anderen tippen in die Suchmaschine eine Frage, oder nur ein Fragenfragment ein und schon bekommt man 3 Millionen Antwortmöglichkeiten und sogar noch Ideen für neue Fragen. Wir denken nicht lang nach, sondern googeln erst einmal. Meine Kinder machen das genauso, nur dass ich dabei die Suchmaschine bin.

Mamaaaaaa

Gellende Schreie hallen durch die Wohnung und vom Mutterinstinkt und schrecklichen Fantasien getrieben eilt Mama zur Stelle. In den seltensten Fällen liegt auch nur annähernd ein Grund vor, Mama zu rufen und so gut wie nie wäre es nötig dem Ruf diesen leicht hysterisch panischen Unterton zu verleihen, der das mütterliche Kopfkino auf Horrorgenre umschaltet. Trotzdem wird bei jedem Anlass geschrien, was das Zeug hält. Und wenn ich jeden Anlass schreibe, dann meine ich auch wirklich jeden. Eine leer Trinkflasche ist da schon ein guter Grund. Oft rückt man wegen unbedeutenden Fragen, die durch die kleinen Köpfe gehen, aus. Oft geht es aber um ein allgegenwärtiges Thema. Irgendjemand sucht irgendetwas.

Die endlose Suche

Gut, als Mutter bin ich in einer einzigartigen Lage. Ich mache die Ordnung in unserer Wohnung und ja, ich gebe es zu, ich sage es auch niemanden, wenn ich entscheide, dass ein neuer Platz für etwas besser ist. Mitunter hat es also seine Berechtigung sich nach Veränderungen bei mir zu erkundigen. Wenn beispielsweise mein Mann Morgens im Wäscheschrank ins Leere greift, oder sich statt seiner Unterwäsche dort plötzlich etwas völlig anderes findet, dann merke ich, dass ich an meiner Kommunikation arbeiten muss. Hier habe ich vollstes Verständnis und auch wenn mal ein Teil in unserem straffen Wäschekreislauf unterwegs ist, aber dringend benötigt wird, dann bin ich die richtige um zielsicher zu erklären, ob es sich in der Schmutzwäsche, der Waschmaschine, auf der Wäscheleine, oder in einem Wäschekorb mit sauberer Wäsche befindet. Kein Problem, das ist ein Teil meines Jobs als Hausfrau und Mutter.

Allesfinder

Also lernt meine Familie jeden Tag bei verschiedenen Gelegenheiten, dass ich weiß, wo etwas ist. Das gilt allerdings in erster Linie für die Dinge, die ich als letzte in der Hand hatte. Die Chancen, dass ich es war, stehen zwar relativ gut, weil ich tagtäglich gefühlte 1,5 Tonnen Zeug durch die Wohnung bewege, aber es gibt auch andere Gegenstände, die man sucht. War ich tatsächlich die letzt, die etwas durch die Wohnung bewegt hat, dann fällt es auch sehr leicht zu sagen, wo sich das Teil befindet. Zumindest wenn man die, meinen tagtäglichen Bemühungen zugrundeliegende Ordnung kennt. Nimmt aber jemand anderer, beispielsweise mein Sohn, etwas an sich, dann weiß ich ab diesem Moment nicht mehr, wo es sich befindet. Dummerweise vergessen die Kinder so etwas auch schnell und noch dümmererweise gibt es bei uns mehrere Kinder. Lässt ein Kind etwas unbeaufsichtigt liegen, dann kommen oft auch die anderen Kinder ins Spiel. Irgendwann ist der Gegenstand dann verschwunden und was achtlos ins Eck geworfen wurde entpuppt sich als lebensnotwendig. Wenn das kein Grund zu schreien ist.

Wer suchet der findet

Nachdem sich im Haushalt niemand findet, der Tätigkeiten, die noch niemandem zugeordnet sind, freiwillig übernimmt, bleibt auch das Suchen von verlorenen Gegenständen, auf die man nicht aufgepasst hat und an deren Verschwinden ich in keiner Weise beteiligt war, bei mir Hängen. Aufgrund der Erfahrung im Bereich des Auffindens von ordnungsgemäß verstautem Hausrat, oder Spielzeug, bin ich dafür auch gut geeignet. Tatsächlich ist das scheinbar ein verborgenes Talent von mir. Ich bin die geborene Suchmaschine. Ohne einen großen Plan, oder ein System finde ich das Zeug, das alle ständig in der Wohnung verteilen. Auf der einen Seite weiß ich ja immer, wo sich meine Kinder herumtreiben und in etwas auch, welche Gegenstände sie in ihr Spiel einbeziehen, auf der anderen Seite gibt es einfach ein paar Stellen, an denen regelmäßig solche Dinge abgelegt werden. Unter der Couch, oder hinter den Kissen ist genauso beliebt wie rund um den Esstisch, oder unter dem Kühlschrank. Die meisten Dinge finde ich sehr schnell, erschreckend vieles davon sogar mit einem Griff. Bleibt etwas verschollen, dann taucht es spätestens beim nächsten Staubsaugen, oder Aufräumen wieder auf.

Suchmaschine

Als Suchmaschine bin ich also eine große Unterstützung für meine Kinder. Ob das aber in mein Erziehungskonzept passt, weiß ich nicht so genau. Schließlich erziehe ich meine Kinder dazu, dass sie selbst nichts finden. Schlimmer noch, sie suchen meistens nicht einmal mehr. Ist etwas nicht da, wo man es erwartet ruft man die Suchmaschine und Mama kommt und findet es sofort. Allerdings kann ich auch nicht über meinen Schatten springen. Man kann von den Kleinen nicht immer erwarten, die Tragweite ihrer Handlungen abzuschätzen. Ein geliebtes Spielzeug für eine Stunde nicht zu beachten und es in der Zeit unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen ist zwar nicht schlau, aus Sicht der Kinder aber auf jeden Fall nachvollziehbar. Allerdings muss ich wohl früher oder später damit beginnen sie in die Suche einzubeziehen. Ich werden Ihnen genau die Verstecke und Hotspots, die ich alle kenne, beibringen und sie, wenn sie alt genug sind, von einem zum anderen schicken, bis sie das Gesuchte gefunden haben. Bis dahin werde ich aber wohl noch eine Weile die persönliche Suchmaschine meiner Kinder bleiben und alles finden, was ich nicht verloren habe.

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