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Mindestgewicht für Schüler

Meine Älteste wird in zwei Wochen mit der letzten Klasse der Volksschule, wie die Grundschule hier in Österreich heißt, beginnen. Ein letztes Jahr wird sie in der vertrauten Umgebung jeden Tag eine einzige feste Bezugsperson haben. Ihre Lehrerin ist toll und sehr erfahren. Souverän bereitet sie die Kinder auf das Leben vor und lobt bei unseren Gesprächen meine Tochter immer sehr. Die Chemie stimmt, die Pädagogik passt offensichtlich zu dem, was meine Tochter braucht und alles in allem sind wir alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das wird sich im kommenden Jahr ändern. Sie soll ein Gymnasium besuchen und wir haben auch schon einen Favoriten. Wenn sie die Aufnahmsprüfung besteht, dann wird sie Musik, oder Kunst als Schwerpunkt haben. Sie hat sich noch nicht ganz entschieden. Um die Aufnahmsprüfung mache ich mir keine Sorgen. Sie zeichnet tolle Bilder, ist sehr kreativ, singt sehr gut und ihre schulischen Leistungen sind makellose. Sorgen mache ich mir wegen etwas anderem.

Klein, aber oho

Meine Älteste Tochter ist um die 1,60m groß und damit ein paar Zentimeter kleiner als ich. Auch die älteste Tochter meines Mannes ist nicht viel größer. Unsere gemeinsame älteste Tochter ist aber ausgesprochen klein und dünn. Wenn man sie von der Schule abholt und sie zwischen den Jungs und Mädchen ihrer Klasse aus dem Tor kommt, dann sieht man ganz deutlich, dass sie deutlich kleiner ist, als die meisten anderen. Einige sind mehr als einen ganzen Kopf größer als sie. Klar gibt es auch andere, die unterdurchschnittlich groß sind, aber meine Älteste wirkt im direkten Vergleich winzig. Das ist ja auch kein Nachteil. Man kann später mal seine Kleidung in der Kinderabteilung einkaufen und im Ausverkauf sind die XS-Teile meistens auch in ausreichenden Mengen zu haben. Bleiben auch ihre Füße klein, dann hat sie beste Voraussetzungen zur Schnäppchenjägerin. Es gibt aber auch einen Nachteil.

Proportionen

In der Schule gibt es verschiedene Tische und Stühle. Die Kleineren sitzen auf kleineren Stühlen und niedrigeren Tischen. Die Kinder, die größer sind, bekommen größere Möbel. Das ist ein durchdachtes System. Bei den Schulbüchern und Heften gibt es aber keine Unterscheidung. Ein leicht übergewichtiger Klassenkamerad, der etwa so groß (und wahrscheinlich so schwer), wie ich ist, trägt jeden Tag dieselbe Menge an Schulbüchern zur Schule und wieder heim, wie meine Tochter. Ich habe ihren Schulranzen mal gewogen. Jetzt in den Ferien ist nicht so viel drin, wie während der Schulzeit, aber in etwa vier Kilogramm wird er wohl jeden Tag auf die Waage bringen. Wahrscheinlich mehr, weil Jause und Trinkflasche auch noch mitkommen. Meine Tochter wiegt etwa 25 Kilogramm. Der Schulranzen wiegt also etwa16 Prozent ihres Körpergewichts. Für ihren Schulkameraden sind es wahrscheinlich unter 10 Prozent seines Gewichts.

Gymnasium

Aktuell muss ich der Lehrerin meiner Tochter ein großes Lob aussprechen. Sie achtet sehr darauf, dass die Kinder nur das mit nach Hause nehmen, das sie auch brauchen. Auch in der letzten Schulwoche hat sie die Bücher aus der Schule über drei Tage verteilt mitgegeben. Das macht den Schulranzen leichter. Allerdings hat die Lehrerin in der Grundschule den Vorteil, dass sie genau weiß, was das Kind den ganzen Tag macht. Im Gymnasium kommt jede Stunde ein Lehrer nach dem anderen und jeder hat nur eine sehr eingeschränkte Sicht auf den Tagesablauf. In der ersten Klasse absolviert sie 28 Wochenstunden. Es wird also Tage mit 6 Stunden Unterricht und damit 6 unterschiedlichen Fächern geben. Der Schulranzen wird also verdammt schwer werden.

Kapazitäten

Es ist ja sehr erfreulich, dass Hersteller von Schulrucksäcken, wie man sie nach der Grundschule verwendet, sehr auf das Gewicht und die Ergonomie achtet. Beim Stöbern sind mir aber auch die großen Kapazitäten der Rucksäcke aufgefallen. Ein Modell vom Hersteller Satch hat beispielsweise ein Fassungsvermögen von 30 Litern, das sich auf 35 Liter erweitern lässt. Es wird wohl einen Grund dafür geben, dass Schulrucksäcke mit großem Fassungsvermögen hergestellt werden. Die Kinder werden das im Schulalltag einfach brauchen. Besser also, sie haben das Gewicht ergonomisch auf den Rücken geschnallt, statt ein paar zusätzliche Taschen zu schleppen. Manchmal neige ich allerdings dazu, Dinge eher negativ zu sehen.

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Ein toller Rucksack. Geringes Eigengewicht und gute Einstellmöglichkieten machen ihn ergonomisch. Die 35 Liter Fassungsvermögen sind aber hoffentlich erst für die höheren Schulstufen gedacht

Worst case szenario

Daher habe ich mal eben nachgerechnet. Papier wiegt zwischen 0,6 und 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter. 35 Liter Papier wiegen also ungefähr 35 Kilogramm. Dazu kommen 1,4 Kilogramm, die der Schulrucksack wiegt und 500ml Wasser in einer Trinkflasche. Insgesamt reden wir also von einem Gewicht von 36,9 Kilogramm. Das sind 147,6 Prozent des Körpergewichts meiner Tochter. Ein 80 Kilogramm schwerer Bundeswehrsoldat müsste 118 Kilogramm schweres Marschgepäck schleppen, um eine ähnliche Belastung zu haben. Auch wenn das wirklich der schlimmste Fall wäre und sie niemals jemals wirklich 35 Liter Papier auf dem Rücken tragen wird, es wird wohl einen Grund dafür geben, dass die Hersteller ein solches Volumen in den Rucksäcken vorsehen. Auch wenn das Gewicht nur die Hälfte beträgt, wäre es immer noch viel zu viel für meine Kleine.

Räder unterm Rucksack

Die Lösung, einen Rucksack anszuschaffen, der wie ein Trolley nachgezogen werden kann, ist denkbar. Aber nur, solange sie in der Ebene unterwegs ist. Ich mache mir nicht nur sorgen um ihre Gesundheit, sondern glaube auch, dass sie Schwierigkeiten haben wird, das Gewicht zu heben. In die Straßenbahn einzusteigen, oder im Schulhaus über die Treppen zur Klasse zu kommen, kann ein echtes Problem werden. Die einzige Lösung aus meiner Sicht ist, dass sie sich für einen unerwartet umfangreichen Wachstumsschub entscheidet und im Laufe des nächsten Jahres nicht nur 20-30 Zentimeter größer, sondern auch 10-20 Kilogramm schwerer wird. Ansonsten bleibt nur, sie im Fitnesscenter einzuschreiben, ihr nahezulegen, rasch eine Beziehung mit einem kräftigen Klassenkameraden einzugehen, oder sie mit zur Schule zu bringen und sie zu holen.

Verständnis vorausgesetzt

Aber wahrscheinlich sehe ich die Sache wirklich zu schwarz. Die Lehrerinnen und Lehrer im Gymnasium werden sicher jedes Jahr mit kleinen und schlanken Mädchen und Jungen konfrontiert sein. Es wird wohl auch ihnen klar sein, dass die Gesundheit der Kinder mit einem prall gefüllten Schulrucksack gefährdet sein könnte. Die Bilder von meiner Tochter, die wie ein Käfer hilflos auf dem Rücken liegt, weil der Schulranzen sie nach hinten zieht, muss ich mir also aus dem Kopf schlagen. Ansonsten bleibt mir ja immer noch die Möglichkeit, mit den Lehrerinnen und Lehren zu sprechen.

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