Der alte Homer lässt uns im Ungewissen, warum Sisyphos dazu verdammt wurde einen Stein auf einen Berg zu rollen. Wahrscheinlich hatten die griechischen Götter einen triftigen Grund ihm diese unendliche Aufgabe aufzuerlegen. Was ich verbrochen habe, kann man auch nirgendwo nachlesen. Sicher ist nur, dass es mir im Alltag auch nicht viel besser geht. Statt einen Stein auf einen Berg zu rollen, ist die Wohnung sauber halten meine Aufgabe. Genauso eine Sisyphos-Arbeit, wie die Sache mit dem Stein!
Da rollt der Stein
Sisyphos hat in der Unterwelt die Aufgabe erhalten, einen Stein einen steilen Hang hinaufzurollen. Jedesmal, wenn er oben angelangt ist, rollt der Stein den Hang wieder hinunter. Aufgeben ist für Sisyphos keine Option, also runter vom Berg und wieder von vorn begonnen. So geht das ewig. In gewisser Weise erinnert mich der Tagesablauf recht gut an meinen Alltag. Starte ich morgens in den Tag ist die Wohnung noch recht sauber. Das ändert sich direkt, nachdem die Kleinen aufgestanden sind. Ich serviere das Frühstück und schon rollt der Stein das erste mal den Berg runter.
Wo am Vorabend akribisch für Ordnung gesorgt wurde, fällt den Kindern gut ein Zehntel des Essens vom Tisch. Joghurtdeckel werden mit der Joghurtseite nach unten auf den Tisch gelegt und das Joghurt tropft auf den Tisch, die Kleidung, den Stuhl und den Boden während es gelöffelt wird. Brötchen bröseln alles voll und Frühstücksflocken und Milch werden eine Armlänge rund um die Kleinste gleichmäßig verteilt. Kein Problem. Mama ist ausgeruht und voller Energie. Also Lappen, Staubsauger und an manchen Tagen auch den Bodenwischer geholt und kurzerhand den Urpsrungszustand wieder hergestellt.
Wohnung sauber halten
Manchmal wenn ich im Internet surfe finde ich Seiten, deren Betreiber ich gerne mal zu uns einladen würde. So hätte beispielsweise der Betreiber von http://www.handstaubsauger-tests.net/ wahrscheinlich seine helle Freude. Gut 5 der kleinen Staubsauger könnte er unproblematisch unterm Esstisch an seine Grenzen führen. Auch der Rest der Wohnung wäre eine ideale Teststrecke für Haushaltsgeräte, die der Reinigung dienen. Will man die Wohnung sauber halten, dann muss man oft schwere Geschütze auffahren. Ich bin bemüht bei der Sache, aber unsere 100m² sauber zu halten ist nachgewiesenerweise unmöglich! Zumindest solange ich in der Unterzahl bin. Drei kleine Kinder produzieren dreimal soviel Dreck, wie ich wegräumen kann. Dazu kommen noch ganz normale Hausarbeiten, wie das Wäschewaschen, oder das Kochen. Zum Glück machen die Kinder jeden Tag ein paar Stunden ihr Chaos in der Kita. So habe ich die Chance aufzuholen.
Mein Freund der Spiegelschrank
So wie Sisyphos nicht aufhören kann den Stein zu rollen, so bin ich auch gezwungen. Irgendwie ist das Wohnung sauber halten bei mir ein wenig zwanghaft. Ein gutes Beispiel meiner sinnlosen Bemühungen ist unser Spiegelschrank. Direkt gegenüber der Toilette im Flur steht er. Mächtige Spiegel an Schiebetüren, die die Kinder magisch anziehen. Dummerweise begreifen Kinder die Welt noch wortwörtlich. Statt aus sicherer Entfernung in den Spiegel zu blicken, kleben sie mit Nase und Zunge daran. Ähnlich sieht es mit unseren Balkontüren aus. Statt durchzusehen wird das Auge an die Scheibe gedrückt. Egal was man gerade in der Hand hat, es wird mit der Glasfläche gekuschelt und ein aufmunterndes High-Five mit dem eigenen Spiegelbild kommt schon mal vor. Dumm, dass der Schrank auf dem Weg vom Esstisch zum Bad steht. Schickt man die eingesauten Kinder zum Händewaschen, dann treffen sie unterwegs auf alte Bekannte im Spiegel. Denen müssen sie unbedingt die Hände schütteln und einen, mit Essensresten garnierten, Schmatzer auf die Lippen drücken, bevor sie es zum Waschbecken schaffen.
Frau Proper
Für solche Fälle steht immer eine Flasche Glasreiniger griffbereit. Allerdings wird dabei sogar mir klar, wie sinnlos es ist die Wohnung sauber halten zu wollen. Kaum ist der Glasreiniger, wie erwartet völlig schlierenfrei, verdunstet schlendert ein kleiner Mitbewohner vorbei und drückt den Reset-Knopf. Spiegelschrank wieder dreckig. Wohnung sauber halten ist schlimmer als jeder Stein am Hang! Auch wenn man die Glasflächen einmal nicht in Betracht zieht, das Sauberhalten der eigenen vier Wände ist eine ewige Endlosschleife. Man beginnt an einem Ende und arbeitet sich ans andere durch. Ist man damit fertig, ist das erste Ende schon wieder renovierungsbedürftig. Kaum hat man 24.300 Kleinteile wieder in die dafür vorgesehene Kiste sortiert, wir das nächste Spielzeugsortiment wieder auf den Teppich gekippt. An manchen Tagen kann ich mir gut vorstellen, mit Sisyphos zu tauschen. Und es wäre ein guter Tausch.
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