Politisch korrekt putzen auf kinderalltag.de

Politisch korrekt putzen

Wer im 19. Jahrhundert in eine Apotheke ging, der konnte dort problemlos Kokain kaufen. Man hatte noch nicht erkannt, dass die Substanz ziemlich gefährlich ist. In den 1940er Jahren kam das Insektizid DDT auf den Markt und wurde großzügig versprüht. Die Nebenwirkungen waren damals noch nicht bekannt. Ähnlich war es mit den Reinigungsmitteln. Früher war das ganz anders. Auch wenn heute Waschmittelhersteller dazu aufrufen, die Tabs außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren, um sich als verantwortungsbewußt und kinderfreundlich zu positionieren, könnte man so einen Drop wahrscheinlich gefahrlos lutschen. (Bitte nicht versuchen!) Die heutigen Waschmittel und Reinigungsmittel haben deutlich weniger Pepp, als noch in meiner Kindheit. Sie rücken den Verunreinigungen subtiler auf die Pelle, als früher.

Hausfrau und Mutter

Als Hausfrau und Mutter hat ein großer Teil meiner täglichen Arbeit mit dem Aufräumen und Reinigen der Dinge zu tun, die meine Kinder ständig in den Händen hatten. Wäsche waschen, Geschirr waschen, Boden aufwaschen, Fenster putzen, WC und Bad putzen, Staubsaugen und viele viele andere Tätigkeiten, die meiner Wohnung den Glanz verleihen, den ich mir selbst als Ziel auferlegt habe. Zumindest kurz glänzt der Quadratmeter, den ich gerade geputzt habe. Solange, bis eine Horde kleiner Dreckschleudern vorbeikommen und schmutzige kleine Kinderhände Essenreste und sonstige Substanzen, die sie mitbringen, verteilen. Und wieder beginnt es von vorne. Der ewige Kreis des Lebens. Sogar die ersten paar Takte vom König der Löwen Song könnte man aus meinem Geschrei heraushören, wenn die Bande meine Arbeit wieder einmal ad absurdum geführt hat. Irgendetwas zwischen Verzweiflung, Wut und Resignation.

Kopf hoch

Aber Kopf hoch und genug gejammert. Die Kleinen machen ja nicht nur Dreck und bis zu einem gewissen Grad gehört das nun mal zu ihrem Alltag, Dinge zu begreifen und Naturgesetze empirisch zu erkunden. Dass dabei am liebsten klebriges Essen begriffen und Schwerkraft, Zentrifugalkraft und das Verhalten von Flüssigkeiten erkundet wird, ist allerdings unangenehm. Trotzdem darf ich mich glücklich schätzen. Ich lebe mittlerweile im 21. Jahrhundert und darf auf Jahrtausende an Erfahrung im Putzen zurückgreifen. Schon bei den Urmenschen wurde geputzt und gewaschen und seitdem hat jede Generation die Methoden und Mittel immer weiter verbessert.

Putzologie

Bei den Putzmitteln hat die Technologie allerdings eine recht gefährliche Richtung eingeschlagen. Eine Zeitlang ging es beim Putzmittel um ein einziges Ziel, das im Fokus der Entwicklung stand. Die Wirkung stand als einziges Ziel auf der Liste der Forschungs und Entwicklungsabteilung der Hersteller. Also haben sich die Herren in ihren weißen Kitteln an ihren Chemieunterricht erinnert und nach und nach alles zusammengeschüttet, was der Chemiebaukasten geboten hat. Alles, das nicht zu unerwünschten Reaktionen, wie Rauchentwicklung, oder sogar Feuer geführt hat, durfte mit auf die Liste der Inhaltsstoffe. Zweifelsohne ist das eine gute Strategie. Zumindest, wenn man tatsächlich alles andere ausblendet.

Chemiebaukasten

Putzmittel aus dem letzten Jahrhundert waren oft doch etwas scharf. Dass man mit kräftigen Chemikalien Schmutz recht gut entfernen kann, ist kein Geheimnis. Ende der 1980er Jahre kam es daher zu einem Umdenken. Ökologische Putzmittel kamen auf den Markt und haben diesen nach und nach erobert. Aus Sicht der Umwelt ist das ganz wunderbar und durchaus die richtige Entwicklung. Die Putzmittelhersteller mussten sich aber neue Strategien überlegen. Statt mit der sprichwörtlichen chemischen Keule erst mal alles im besten Fall rückstandsfrei aufzulösen, arbeiten heutige Putzmittel mit einer wesentlich feineren Klinge. Das bedeutet für die Hausfrau aber, dass man für jede Aufgabe das passende Putzmittel braucht.

Sortiment

Da gibt es Fettlöser, Badreiniger und Glasreiniger. Außerdem braucht man noch etwas für die Oberflächen und den Boden. Ich habe auch noch Reinigungsmittel das desinfiziert. Damit reinige ich Türschnallen und den Toilettensitz, wenn jemand krank ist. Aber wie sieht es aus, wenn man eine Reihe von recht aggresiven Putzmitteln im Schrank hat? Ist der Backrohrreiniger noch zeitgemäß, oder ist das Anrühren von Soda und Zitronensäure heute der Weg, den man gehen muss? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mein Putzmittel durch die Gegend sprühe?

Vegan putzen

Bei der Recherche zu dem Thema bin ich auf die Seite www.saubervoll.de gestoßen. Gleich zu Beginn des Firmenprofils erhält man die Information, dass es sich um ein veganes Gebäudereinigungsunternehmen handelt. Das heißt aber nicht, dass es in der Firmenkantine nur Seitanschnitzel und Rohkost gibt. Die Bezeichnung vegan bezieht sich auf die verwendeten Putzmittel. Man muss also nicht mehr nur die Umwelt im Hinterkopf haben, wenn man vor dem Putzmittelregal im Supermarkt steht. Es macht scheinbar auch Sinn, sich um das Tierwohl Gedanken zu machen. Tenside, die in Seife und vielen Putzmitteln enthalten sind, werden teilweise aus tierischen Fetten gewonnen. Man kann sie aber auch aus pflanzlichen Rohstoffen, oder Erdöl herstellen. Das ist aber nicht der einzige Faktor, den es zu beachten gilt.

Tierversuche

Nachdem Reinigungs- und Putzmittel uns sehr nahe kommen, in unserer Wäsche zurückbleiben und auch als Reste an Oberflächen haften, ist es wichtig, dass sie nicht gesundheitsschädlich sind. Leider werden daher auch Tierversuche durchgeführt um die Unbedenklichkeit zu beweisen. In der Praxis heißt das, dass einem Kaninchen das Putzmittel in die Augen geträufelt wird, oder andere Versuchstiere damit beprüht werden. Will man das nicht unterstützen, dann kann man beim Kauf der Putzmittel darauf achten, dass die Produkte tierversuchsfrei sind. Es sieht also so aus, als könnte man beim Putzen doch einiges falsch machen.

Hausmittel

Eine mögliche Alternative zu Putzmitteln mit fragwürdigem Hinter und Entstehungsgeschichte, sind Hausmittel. Ich putze sehr gerne mit Essig. Gegen Kalk wirkt Essig wahre Wunder, also kommt er bei mir verdünnt in der Sprühflasche, oder auch unverdünnt zum Einsatz. Warum sollte ich etwas anderes nehmen? Allerdings ist Essig hier eine löbliche Ausnahme. Man kann zwar mit Soda und Zitrone auch einiges erreichen, aber meine bisherigen Versuche haben mich nicht überzeugt. Es gibt also wenig Hausmittel, die modernen Reinigungsmitteln das Wasser reichen können. Wie kann man also heute noch politisch korrekt putzen?

Politisch korrekt Putzen

Putzmittel sind im 21. Jahrhundert ziemlich ausgereift. Sie enthalten weniger Chemikalien als früher. Bedenkliche Inhaltsstoffe sind mittlerweile verboten. Beim Einkauf bevorzuge ich ökologische Produkte, die am besten nur natürliche Inhaltsstoffe aufweisen. Allerdings spielt für mich auch die Wirkung eine Rolle. Mit großem Erstaunen habe ich einmal gelesen, dass eine Plastiktüte nicht schädlicher für die Umwelt ist, als eine Baumwolltasche. Im Gegenteil. Die Baumwolltasche braucht in der Herstellung viel mehr Ressourcen und belastet die Umwelt somit stärker. Die Umweltverträglichkeit ergibt sich erst mit der häufigen Nutzung. Wirft man eine Baumwolltragetasche nach einer Verwendung weg, ist das schlimmer, als ich mache dasselbe mit einer Plastiktüte.

Umweltschutz

Wenn ich also bei jedem Einkauf eine Mehrwegtasche kaufe, weil ich glaube damit etwas für die Umwelt zu tun, dann ist das falsch. Ich muss die Mehrwegtasche einmal kaufen und dann jedesmal wieder mitbringen. So ähnlich sehe ich das auch beim Putzmittel. Wenn ich ein ökologisches Putzmittel kaufe, das ganz einfach nicht funktioniert, dann nützt es mir und der Umwelt auch nichts, dass die Flasche grün ist. In dem Fall kann ich auch gleich mit Wasser putzen. Bevor ich also eine Flasche superumweltfreundliches Reinigungszeug und einen Großteil meiner Nerven verbrauchen, dann ist das unterm Strich kein Gewinn für die Umwelt. Jemand musste das weitgehend wirkungslose Wässerchen produzieren und in Flaschen füllen. Das wäre in dem Fall eine unnötige Umweltbelastung gewesen.

Dosis und Gift

Besser finde ich den Ansatz, bei der Dosierung achtsam zu sein. Wenn ich mich mit einer hartnäckigen Verschmutzung beschäftige, dann wird eine kleine Menge Putzmittel aufgebracht. Das darf dann einwirken um seine Wirkung optimal zu entfalten. Damit bin ich beim Putzen meist erfolgreich. Bei mir kommen ökologische Putzmittel für die Grundreinigung zum Einsatz. Boden und Fenster werden also mit natürlichen Reinigungsmitteln gesäubert. Bei speziellen Problemen wie Fettablagerungen, oder Flecken in der Kleidung, habe ich verschiedene konventionelle Reinigungsmittel im Schrank. Die werden dann in möglichst geringer Dosierung eingesetzt.

Ein Herz für Tiere

Wie ziemlich oft habe ich auch heute beim Bloggen wieder etwas gelernt. Dass hinter der Herstellung von Putzmitteln auch Tierversuche stecken, habe ich bisher nicht unbedingt bedacht. Dass es dazu Alternativen gibt, finde ich äußerst interessant. Kein Tier sollte dafür leiden müssen, wenn meine Kinder einen Filzstift in die Finger bekommen und etwas bemalen, was nicht dafür gedacht war. Auf das werde ich in Zukunft verstärkt achten. Eine überlegte Dosierung erscheint mir ein wesentlicher Beitrag zu sein. Verwende ich immer nur soviel vom wirkungsvollsten Putzmittel, wie nötig, dann ist das wohl die effizienteste Methode, beim Putzen die Umwelt zu schonen.

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