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Schulanfang – Sturm nach der Ruhe

Österreich mag Freizeit und scheinbar auch Lehrer. 12 gesetzliche Feiertage eröffnen die Möglichkeit, mit Brückentagen eine stattliche Anzahl an verlängerter Wochenenden zu erreichen. In den Schulen jagt ein Ferientag den anderen. Neben den gesetzlichen Feiertagen gibt es noch eine Handvoll Feiertage, an denen schulfrei ist und die Schulen können auch noch ein paar Extratage verteilen, mit denen sie meistens Brückentage nutzen, um ein paar Tage Pause zu machen. Die Krönung sind aber die Sommerferien. Ganze 9 Wochen dürfen die Kinder daheim bleiben. Bei 5 Wochen Urlaubsanspruch ist es nicht einfach, die Betreuung in der Zeit zu gewährleisten. Zum Glück arbeite ich daheim und meine Kinder sind auch schon groß genug, mal einen Nachmittag alleine zu bleiben. Ein Betreuungsproblem haben wir also nicht. Allerdings haben wir jedes Jahr richtig Stress, wenn die Schule nach den 9 Wochen süßen Nichtstuns endlich beginnt. In den letzten Tagen besinnt man sich zwar doch, dass man vielleicht mal wieder in das eine, oder andere Buch schauen sollte, aber ansonsten trifft uns der Schulbeginn immer relativ unvorbereitet. Aber da steckt wohl auch ein System dahinter.

Vorbereitung

Die letzten beiden Wochen vor dem Schulbeginn sind Jahr für Jahr, die Zeit, in der ich traditionell nervös werde. Da werden Schulranzen kontrolliert, Blei- und Buntstifte durchgezählt und die Vorräte an Kleber und Tintenpatronen kontrolliert. Die Basics sind normalerweise kein Problem. Ein gut gefülltes und ordentlich gewartetes Schreibzeug, mit Füllfeder, Buntstiften, Schere, Lineal, Bleistiften und Radiergummi gehört auch schon am ersten Schultag in mitgebracht. Außerdem brauchen die Kinder auch eine Heftmappe, die verhindert, dass Hefte und lose Blätter zerknittern. Eine Trinkflasche muss noch ins Gepäck und eine Kleinigkeit wird in die Jausenbox gepackt, damit sie auch am ersten Schultag weder Hunger noch Durst leiden müssen. Hat man den ersten Schultag überstanden, dann geht es aber erst richtig los.

Drei Schulen, drei Systeme

Allgemeingültig kann man eigentlich nicht sagen, was in den ersten Schultagen rund um die Besorgungen passieren wird. Unsere Kinder besuchen drei unterschiedliche Schulen. Die Kleinste geht in die dritte Klasse der Volksschule, wie die Grundschule in Österreich heißt. Mein Sohn ist in die Mittelschule gewechselt und unsere Älteste besucht die dritte Klasse im Gymnasium. Die Kleinste hat es am einfachsten. Es gab weder eine Liste, noch muss man selbst etwas besorgen. Die Lehrerin, die auch schon die Älteste unterrichtet hat, besorgt jedes Jahr alle Hefte und auch andere Utensilien. Am Elternabend erklärt sie das und sammelt dann einfach das Geld dafür ein. Sie kauft günstig im Großhandel ein und das System hat nur Vorteile. Keiner muss mit Listen verloren durch Schreibwarengeschäfte irren und alle Kinder haben genau das richtige Heft. Eine Win-Win-Situation.

Schullisten

Im Gymnasium hatten wir in der ersten Klasse das Glück, dass der Klassenvorstand zum ersten Mal eine erste Klasse übernommen hat. Entsprechend motiviert war der junge Lehrer und hat bei allen seinen Kollegen, die die Klasse in einem Fach unterrichten, die Einkaufslisten abgefragt. Ein großer Einkauf, aber eben nur ein Einkauf. Dieses Service hat er aber in den kommenden zwei Jahren eingestellt. Stattdessen stürmt jeder Lehrer in der ersten Stunde in die Klasse und diktiert, was alles gebraucht wird. Das Ergebnis sind kleine Tranchen, die aber nicht warten können, bis auch das letzte Fach unterrichtet wurde, sondern meist schon am nächsten, oder übernächsten Tag mitgebracht werden müssen.

Neuland

Den Hausbrauch in den ersten beiden Schulen kennen wir schon. Das sind wir gewöhnt und können damit umgehen. Neuland ist für uns die Mittelschule. Im Prinzip kann ich jedem nur raten, sich zumindest die erste Schulwoche freizunehmen und alles abzusagen, wenn ein Kind die Schule wechselt. Es startet einmal damit, dass der Schulweg geübt werden muss. Mein Sohn ist jetzt etwa 30 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die Grundidee dahinter war, dass er das erste Stück mit seiner älteren Schwester fährt. Die fahren ein Stück mit der Straßenbahn und steigen dann in die S-Bahn um. Die Älteste geht das letzte Stück und kommt dabei an der Busstation vorbei, wo mein Sohn einsteigen muss. Toller Plan und auch getestet und für gut befunden. Allerdings haben wir den Test natürlich in den Ferien und natürlich Abends gemacht. Dass die Busse und Bahnen unter diesen Umständen ganz anders funktionieren, als im morgendlichen Berufsverkehr, ist eine Lernschleife, die wir in der ersten Woche gedreht haben.

Schienen sind toll

Solange die Fahrzeuge auf Schienen rollen, ist der Fahrplan nicht nur ein vages Versprechen, sondern wird größtenteils eingehalten. Wo öffentliche Verkehrsmittel sich aber den Fahrweg mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen, wird es schon deutlich unsicherer. Mein Mann hat meinen Sohn die ersten Tage zur Schule begleitet und gleich an Tag zwei 10 Minuten Verspätung geschafft. Zum Glück hatte er ausreichend Puffer eingeplant, aber die Verspätung, die der Bus verursacht hat, hat diese Variante des Schulwegs als nicht praxistauglich identifiziert. Dummerweise leben wir in Wien und das Netz der Wiener Linien ist sehr eng. Auf die Fahrstrecke von der Wohnung bis zur Schule hat mein Mann zumindest 6 mögliche Kombinationen für die Strecke gefunden, die alle etwa gleich lange dauern. Aktuell fährt mein Sohn zwei Stationen Straßenbahn mit meiner Tochter zusammen. Wenn sie in die S-Bahn umsteigt, steigt er in die nächste Straßenbahn und fährt sechs Stationen. Zuletzt fährt er dann eine Station mit dem Bus, der aber einen Hang dazu hat, nicht zu erscheinen. In dem Fall hat er als Backup eine U-Bahn, mit der er eine Station fahren kann. Er könnte das letzte Stück aber auch laufen.

Alle Jahre wieder

Tatsächlich gibt es in unserem Jahresablauf immer wieder Punkte, die sich wiederholen. Der Schulanfang ist genauso unerwartet, wie Weihnachten, oder die Kindergeburtstage. Ich bin mir nicht sicher, ob wir einfach faul, oder dumm, oder schlecht organisiert sind, aber solche Dinge überraschen uns jedes Jahr aufs Neue. Kurz vorher setzt eine Art Hektik ein und jedes Jahr schaffen wir es, alles zu erledigen, aber jedes Jahr fassen wir dieselben Vorsätze, es das nächste Mal viel besser zu machen. Würden wir unsere Vorsätze einhalten, dann hätten wir schon lange alle Weihnachtgeschenke im Keller eingelagert und hätten uns mit Ratgebern zum Schulanfang rechtzeitig in Stimmung gebracht. Aber scheinbar funktioniert unsere Familie nun einmal so. Wir genießen das Leben und lassen uns die Freizeit eben nicht durch Gedanken an die Schule verderben. Weihnachtsstimmung kommt leider erst Mitte Dezember auf und irgendwie gehört doch der Stress auch zu den Ritualen, oder?

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