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Verbrannte Erde

Attila der Hunnenkönig verbeitete im ersten Jahrtausend Angst und Schrecken. Bekannt und gefürchtet war er in erster Linie für seine Grausamkeit. Wo er mit seinen Hunnen einfiel blieb kein Stein auf dem anderen und es wuchs wohl eine Weile auch kein Gras mehr. Auch wenn die Hunnen zu ihrer Zeit durchaus zu beeindrucken wussten, kann ich mir gut vorstellen, dass die Herren wohl Angst vor meinen drei Kinder gehabt hätten. Auch wenn sich, dank Corona, die Frage momentan nicht stellt, gibt es viele nette Menschen, die uns nur im äußersten Notfall einladen. Der Grund liegt auf der Hand. Meine Kinder sind nicht nur jedes für sich laut und verfügen über einen ausgeprägten Bewegungsdrang, sie bilden zu dritt auch eine Einheit, die die anderen Kinder durchaus vor den Kopf stoßen kann. Eine mehr, oder weniger gut funktionierende Gruppe aus drei Kindern voller Gruppendynamik und gelebter Hackordnung kann ein Einzelkind schon mal überfordern.

Gruppendynamik

Drei ist eines zu viel. Das sagen mein Mann und ich uns oft, wenn wir beobachten, wie unsere Kinder miteinander umgehen. Tatsächlich ist es plötzlich ungewohnt harmonisch, wenn eines der Kinder mal außer Haus schläft, in der Schule, oder in der Kita ist. Plötzlich ist zwischen den anderen beiden alles in Ordnung und sie sind ein Herz und eine Seele. Ich kann mich allerdings an keine Situation erinnern, in der die Drei mehr als dreißig Minuten friedlich miteinander gespielt hätten. Früher oder später wird eines der Kinder ausgeschlossen, oder geht freiwillig. Drei scheint also nicht unbedingt die ideale Anzahl zu sein, wenn es um Familienplanung geht. Allerdings darf man natürlich den Altersunterschied von 4 Jahren auch nicht vergessen. Gerade im Grundschulalter verändern sich Interessen und die Kinder werden ein wenig ruhiger.

Kindersicher

Sind die Kinder klein und entdecken auf allen Vieren, oder auf wackeligen Beinen, dann ist der Begriff Kindersicher häufig präsent. Steckdosen müssen verschlossen werden und die unteren Regalbretter werden ausgeräumt. Alles Schubladen sind bei uns gesichert und für die Türen gibt es Sicherungen, damit die Kleinen sich nicht ihre Finger einklemmen. In erster Linie geht es dabei darum, die Kinder vor Schaden zu bewahren. Der Steckdose schadet es sicher weniger, wenn man mit einer Gabel damit herumstochert, als dem Kind, das die Gabel hält. Wir haben auch wenig wertvolles Porzellan, also würde die meisten Dinge, die man aus Regalen räumen könnte, einen Sturz überstehen. Allerdings sind manche der Dinge die wir besitzen schwer und würden ein Kind verletzen, wenn es aus dem Regal herabfallen würde.

Begriffsentwicklung

Allerdings sind die Zeiten lange vorbei. Abgesehen davon, dass Schubladensicherung und Steckdosenabdeckung meine Kinder nicht mehr aufhalten, sind sie weniger zerbrechlich, als vor ein paar Jahren. Auch ein ordentliches Buch würde sie nicht ernsthaft verletzen, wenn sie es aus dem Regal ziehen. Man kann als Elternteil also entspannen. Zumindest in der Theorie, oder dann, wenn das Glück und die körperliche Unversehrtheit der Kinder das einzige ist, um das es im Leben geht. In den meisten Fällen gibt es neben den gesunden Kindern aber auch noch andere Prioritäten. Klar würde ich mein Sofa ohne mit der Wimper zu zucken für eines meiner Kinder opfern, aber grundsätzlich handelt es sich dabei um ein liebgewonnenes Möbelstück und auch eine mittelgroße Investition. Kindersicherung bekommt also langsam eine ganz neue Bedeutung. Man muss andere Dinge vor den kleinen Hunnen sichern.

Meins

Das beginnt schon einmal damit, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, mein Eigentum anzuerkennen. Bei ihrem eigenen Besitz haben sie dabei kein Problem. Aber wenn es darum geht, etwa mein Mobiltelefon als mein Eigentum anzusehen und damit anzuerkennen, dass ich über die Verwendung entscheiden darf, dann setzt das kindliche Verständnis aus. Die gelehrigen Kleinen sind rasch in der Lage, Pincodes und Muster selbst einzugeben und schon haben sie Zugriff auf alle Funktionen. Vom Spiel bis zum Ferngespräch ist alles möglich. Auch wenn es unangenehm genug wäre, dass die kleinen Finger zielstrebig über das Display streichen und da und dort die Funktionen nutzen, sind kleine Finger manchmal einfach zu klein. Zum Glück gibt es eine große Auswahl an Schutzhüllen von teilweise beeindruckender Robustheit. So kann man das Smartphone vor Sturzschäden schützen und sogar für einen Spritzschutz sorgen. Insgesamt also eine gute und dringend notwendige Investition.

Abnützung

Gut, das Smartphone kann man wunderbar in eine Hülle stecken und damit auf die meisten kindlichen Attacken vorbereiten. Mit dem Rest der Wohnung ist das schon etwas schwieriger. Manchmal, meistens nach einem Fernsehnachmittag mit den Kindern, denke ich ernsthaft darüber nach, ob es diese Schonbezüge aus Plastik heute noch gibt. Transparente Plastikhüllen, in die man Polstermöbel packt. So etwas macht das Sofa zwar sicher sehr sehr ungemütlich und das sitzen auf dem kalten Plastik wäre, speziell mit kurzer Hose reichlich unangenehm, aber zumindest muss man das Popcorn nicht aus den Ritzen kratzen, wenn der Film vorbei ist. Das Prinzip ist grundsätzlich nicht schlecht, aber nicht zu Ende gedacht.

Folgeschäden

Angenommen man ist gerade mal 8 Jahre alt und hat plötzlich Durst. Der eigene Stolz und der selbst auferlegte Anspruch auf Coolness verbietet natürlich, dass man den Becher vorsichtig zum Mund führt. Eine zweite Hand kommt schon garnicht zum Einsatz. Allerdings sind 8-jährige Hände nicht immer groß genug um einen Becher sicher zu halten. Also kommt es, wie es kommen muss und der Becherinhalt ergießt sich über das Sofa auf dem man gerade lässig hockt. Da meine Kinder nur Wasser trinken ist das weniger schlimm. Die Flüssigkeit wird vom Polstermöbel vollständig aufgesogen und ist weg. Zwar sitzt man an der Stelle für ein paar Stunden in einer Pfütze, aber sonst passiert nichts. Wäre das Möbelstück in Plastik gepackt, dann würde der Becherinhalt direkt abperlen und zu Boden tropfen. Statt nur dem Sofa wären weite Teile des Wohnzimmer eingesaut.

Kinderschutzhüllen

Will man die Wohnung also vor den Kindern schützen, dann wäre es am besten, die ganze Wohnung mit abwaschbarem Plastik auszulegen. Das senkt die Lebensqualität auf der einen Seite, steigert sie aber auch, wenn man erkennt, dass die Putzaufwände sinken. Man kann kurzehand die ganze Wohnung mit dem Hochdruckreiniger putzen. Nur einen Gulli sollte man in jedem Zimmer installieren. Da dieser Zugang allerdings unrealistisch ist, verfolge ich eine neue Idee. Aufbauend auf das Prinzip der Handyhüllen halte ich eine Kinderhülle für sehr erfolgversprechend. Statt also die Umwelt mit pflegeleichten Materialien auszukleiden, packt man das Kind einfach in eine Hülle. Natürlich muss man die Luftzufuhr, die Nahrungsaufnahme und die Verdauung klären, aber abgesehen davon eröffnet die Idee einige interessante Perspektiven.

Universallösung

Eigentlich löst eine solche Kinderhülle sehr viele Probleme. Die Kinder können keinen Dreck mehr machen. Vom verschütteten Getränk, über das heruntergefallene Eis bis zum Bettnässen würde alles durch die Hülle keine Auswirkungen auf die Umwelt haben. Das Verletzungsrisiko wäre minimal und auch wenn man mit den Kleinen rausgeht würden Schlammlöcher und Pfützen kein Problem mehr sein. Einfach mit dem Hochdruckreiniger drüber, bevor man sie in die Wohnung lässt und gut. Kombiniert man das Prinzip der Handyhülle mit dem der Schallschluckhaube, unter der man früher laute Nadeldrucker verstaut hatte, dann reduziert die Kinderhülle auch noch die Lärmbelästigung. Auch wenn es dafür heute noch keine Lösung gibt werde ich die Idee bei nächster Gelegenheit einmal mit anderen Eltern besprechen. Vielleicht finden wir gemeinsam ja eine Lösung. Und wenn nicht, dann ist es wenigstens eine schöne Vorstellung. Man wird doch noch träumen dürfen 😉

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