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Corona, Kindererziehung und Stress

Das Leben ist hart, aber es hat auch seine schönen Seiten. Allerdings haben diese guten Seiten die Tendenz sich hartnäckig zu verstecken. Sie halten sich im Hintergrund und lassen sich wenn, dann nur ausgesprochen kurz blicken. Zumindest wenn man für fast ein Jahr mit drei energiegeladenen Kindern in seiner Wohnung eingesperrt wird und zum eigentlichen Kinderalltag auch noch ein paar andere Jobs erledigen muss. Homeschooling ist eine tolle Sache. Ich weiß nur nicht für wen. Haben Lehrer Berufsehre und so etwas wie eine Berufung, dann kann es ihnen ja auch keine große Freude machen, wenn sie nicht arbeiten dürfen. Die Kinder müssen jetzt da, wo sie sonst nach ein wenig Hausübung entspannen können, den ganzen Vormittag arbeiten und die ehrenamtliche Lehrkraft hätte auch bessere Ideen, womit sie ihren Tag füllt. Also einigen wir uns darauf, dass die Einschränkungen rund um die Pandemie so etwas wie der Tiefpunkt meiner bisherigen Mutterschaft sind. Es besteht also Bedarf an Höhen.

Sturm und Drang

Meine Kinder strotzen vor Energie. Nicht etwa, dass sie sich wie ausgehungerte Löwen auf ihre Aufgaben stürzen und im Morgengrauen hochmotiviert zum Schulranzen greifen. Vielmehr äußert sich der Energieüberschuss darin, dass sie die Wohung zu einem Abenteuerspielplatz umfunktionieren. Achtet man nicht darauf, dass das Spiel nicht ausartet, dann fühlt man sich schlagartig in das Jahr 1958 versetzt. Da startete der Science Fiction Film „Blob – Schrecken ohnen Namen“ in den Kinos. Jeder kennt die Szene, in der der Blob, ein roter gefräßiger Schleim aus dem Kino quillt, aus dem das Publikum schreiend flieht. Wie das außerirdische Gelee flutet das Spielzeug aus den Kinderzimmern die ganze Wohnung und verbreitet Angst und Schrecken, wenn man sich den Kindern nicht tapfer in den Weg stellt. Außerdem wird Sofa, Essbereich, Badezimmer und natürlich jedes Bett zum Spielplatz. Es wird gehüpft, geschrien, gestritten und durch die Wohnung gerannt.

Freilauf

Die Lösung für das Problem ist der Gang nach draußen. Zur psychischen und physischen Erholung darf man auch im Lockdown die Wohnung verlassen. Die Kinder brauchen die frische Luft und die Bewegung. Allerdings ist es meinem Mann und mir bisher noch nicht gelungen sie komplett auszupowern. Auch nach ausgedehnten und fordernden Spaziergängen, nach denen die erwachsene Begleitperson am liebsten erst mal ein paar Stunden schlafen würde, gibt es immer noch ausreichend Energie in den Kindern um Chaos zu verbreiten. Also muss man, statt entspannt vor dem Fernseher die Füße hochzulegen die Welt vor dem Blob und seinen tobenden Begleitern schützen. Was tagsüber schlimm genug ist, wird schließlich Abends zu einer ausgewachsenen Katastrophe. Was in der Energiebilanz der Kinder am Ende des Tages noch auf der Haben-Seite steht, wird dazu verwendet die Augen offen zu halten. Da muss man dann noch fünfmal auf die Toilette, entscheidet sich mehrmals für einen anderen Schlafanzug und braucht dazu natürlich auch passende Schlafsocken. Plötzlich auftretende Schmerzen, fehlende Kuscheltiere, oder ganz einfach etwas, das unbedingt sofort erzählt werden mus verhindern dann, dass die Kinder einschlafen.

Überstunden

Für Papa und Mama bedeutet das Überstunden. Nach einem Tag im Homeoffice legt mein Mann sein Noise-Cancelling Headset ab, geht mit den Kleinen raus und arbeitet daran, sie zu einer angemessenen Zeit zu Bett zu bringen. Ich habe dann, solange die Kleinen unterwegs sind, mal Zeit alleine. Ein paar Handgriffe um alles wieder dorthin zu bringen, wo es eigentlich sein sollte und ein paar Vorbereitungen für die Erfüllung der kulinarischen Wünsche der Kinder und schon kann ich mal 20 Minuten, das sind 0,023% des Tages, durchatmen. Was vielleicht ganz amüsant klingt ist allerdings durchaus Stress. Ich ziehe den Hut vor den Eltern, bei denen beide Partner berufstätig sind. In unserem Fall habe ich zumindest keinen bezahlten Job. Das heißt allerdings auch nicht, dass ich nichts zu tun habe. Alles unter einen Hut zu bekommen ist auch für mich ziemlich fordernd.

Stressreduktion

Steht man unter Stress und ist dabei kein Ende in Sicht, dann ist es eine naheliegende Idee, sich mit dem Thema Stressreduktion auseinanderzusetzen. Also googelt man, während man neben dem einschlafenden Kind liegt, oder abends, wenn alle schlafen. Die Ergebnisse sind allerdings ziemlich ernüchternd. Das Internet empfiehlt einige Maßnahmen. Allerdings sind die in meiner Situation nicht, oder nur schwer umsetzbar. Allem voran wird zu ausreichens Schlaf, Entspannung und Erholungsphasen geraten. Klar. Das hilft natürlich gegen Stress. Allerdings ist es dummerweise nicht so, dass ich aus lauter Spaß pausenlos durch die Wohnung unterwegs bin. Man könnte sogar meinen, ich hätte eben Stress, weil ich keine Zeit für mich, also für Ruhe und Erholung habe. Auch das mit dem Schlaf sollte man meinen Kindern mal sagen. Bei drei Kindern ist für jeden was dabei. Frühaufsteher und Langaufbleiber. Morgenmuffel und Kinder, die Abends unausstehlich sind. Unruhige Schläfer und Kinder, die Nachts von Bett zu Bett wandern.

Schlafmangel

Es bleibt also ein schmales Zeitfenster irgendwo zwischen 22 und 5 Uhr. Ganze 7 Stunden also. Schafft man es, umgehend nach dem Gute-Nacht-Kuss der Ältesten ansatzlos in die REM-Phase zu fallen, dann reicht das sicher aus. Dumm nur, dass das so nicht klappt und man schon mal eine, oder zwei Stunden Entspannung braucht, bevor man schlafen kann. In der Nacht entscheiden dann die Kinder ob man schlafen darf, oder nicht. Die Natur hat sich überlegt, dass es eine gute Idee ist, wenn man als Mutter auf jedes etwas lautere Atemgeräusch sofort mit Aufwachen reagiert. Wäre ja nicht schlimm, wenn der Tag entspannt abläuft. Allerdings gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen anstrengenden Tagen und Nächten. Und das sogar in beide Richtungen. Auf einen Tag, an dem die Kleinen viel streiten und insgesamt viel Unruhe herrscht, folgt dann meist eine unruhige Nacht. Meine Jüngste streitet auch im Traum recht gern mit ihren Geschwistern und liefert sich schlafend Wortgefechte. Könnte mir ja egal sein, da sie ja schläft, aber die Natur sieht das eben anders.

Kausalität

Auch andersrum klappt das gut. Gibt es Nachts viel Aufregung, dann startet der nächste Tag schon mit einem ordentlichen Minus. Ich bin müde und deswegen weniger stressresistent. Die Kinder verursachen gerne Stress, wenn sie zu wenig geschlafen haben. Eine teuflische Mischung. Die Abfolge von schlechten Nächten, die auf schlechte Tage folgen, die auf schlechte Nächte folgen zu durchbrechen ist also ziemlich unmöglich. Nachdem der Schlaf ausfällt, tagsüber kaum Zeit für Erholung ist und ich daher Schlafenszeit kürzen muss, wenn ich mal ich sein will, fallen diese Strategien zur Stressbewältigung also aus. Bewegung kann auch gegen Stress helfen. Allerdings ist damit wahrscheinlich nicht gemeint mit dre wilden Zwergen durch den Straßenverkehr zu manövrieren und am Spielplatz stänstig Ausschau nach den eigenen Kindern zu halten. Davonlaufen wäre eine Lösung, wird aber nicht gern gesehen. Auch soziale Kontakte wären eine Möglichkeit. Ein schöner Kaffeeklatsch mit einer guten Freundin. Leider verboten.

Beruhigungsmittel

Eine Variante sich ein wenig zu beruhigen ist Alkohol. Ein schönes Glas Wein, oder Sekt zusammen mit meinem Mann schlägt gleich mehrere Fliegen. Sozialer Kontakt, Pflege der Beziehung und die Wirkung des Alkohols auf den Körper. Natütlich darf man das nicht übertreiben, aber mit Maß und Ziel kann man damit durchaus ein wenig Distanz vom Alltag gewinnen. Da das aber keine Lösung ist, die man schon am Vormittag umsetzen kann, bieten sich andere Mittel an, die beruhigende Wirkung haben. So kann man beispielsweise Cannabidiol in verschiedener Form zu sich nehmen. Neben der antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung, beruhigt CBD auch und hilft gegen Stress. Die CBD Wirkung kann also dazu beitragen, den Stress zu bewältigen. Dabei hat das Cannabidiol aber keine berauschende Wirkung und darf nicht mit THC, dem Tetrahydrocannabinol, das ebenfalls aus dem Hanf gewonnen wird, verwechselt werden.

Sich nicht vergessen

Unser Leben hat sich in den letzten Monaten dramatisch verändert. Der Alltag hat sich fast vollständig nach Hause verlagert und die ganze Familie sitzt, mehr oder weniger, ständig zusammen. So sehr ich meine Familie liebe, so sehr brauche ich auch ein Mindestmaß an Zeit für mich. Die Zeit in Kita und Schule ist normalerweise die Zeit, die ich dafür nutze. Mutter zu sein ist immer ein Fulltimejob. Trotzdem braucht auch eine Mutter, so wie jeder Mensch, hin und wieder Pausen. Momentan sieht es leider schlecht damit aus. Die Kinder bleiben noch die nächsten Wochen im Homeschooling und auch mein Mann wird noch eine Weile Homeoffice machen. Umso wichtiger ist es also, sich selbst nicht zu vergessen. Es bringt viel mehr, wenn ich entspannt und ausgeglichen bin, als wenn ich beim Homeschooling verbissen versuche alles perfekt zu machen. Jeder von uns hat momentan mit großen und ungewöhnlichen Herausforderungen umzugehen. Es ist für uns alle wichtig, auf sich zu schauen. Ich spüre deutlich, wie sehr mich die Situation belastet. Keiner von uns hat unendliche Energiereserven. Daher brauchen wir alle Strategien unsere Batterien wieder aufzuladen.

Geben und Nehmen

Fährt man unter Volllast, dann muss man einige Dinge unerledigt lassen. Reicht die Zeit, oder die Kraft nicht aus, dann lässt man Aufgaben liegen und konzentriert sich auf die wichtigsten Punkte. Die Gefahr dabei ist aber, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Natürlich kann man sich in Zeiten wie diesen nicht einfach vor den Fernseher setzen, oder kurzerhand im Bett liegen bleiben. Trotzdem kann man durchaus abwägen, was noch geht und was nicht. Einen Punkt darf man auch nicht außer Acht lassen. Auch für die Anderen ist die Situation eine echte Herausforderung. Man sieht es den Kindern vielleicht nicht so deutlich an, wie uns Erwachsenen, aber auch sie tragen jetzt viel mehr Verantwortung als üblich. Sie sind aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und zusammen mit Geschwistern und Eltern in der Wohnung gefangen. Freizeitaktivitäten sind auf ein Minimum reduziert. Die Aufgaben für die Schulkinder sind fordernd und bringen auch die Kinder oft an ihre Grenzen. Sitzt man also gemeinsam und gemeinsam überfordert daheim, dann macht es Sinn, sich auch mal gemeinsam eine Auszeit zu nehmen. Einmal kurz den Fuß vom Gas und Zeit für ein wenig Spaß und Zusammenhalt investieren.

Zusammenhalt

Bei all dem Stress bleiben meistens die zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Strecke . Die Mutter wird zur Lehrerin, das Kind zum Schüler und der Partner stört, weil er Platz und Ruhe braucht. Hier muss man bewußt gegensteuern. Je weniger Zeit man hat umso wichtiger ist es, Zeit in die Beziehungen zu investieren. Je weniger Kraft da ist, umso mehr davon muss man in Zwischenmenschliches stecken. Auch wenn beide keine Zeit haben, kann man immer wieder mal der Freundin schreiben. Auch wenn die Kinder sich nicht treffen können, sollten sie miteinder telefonieren, oder über einen Videoanruf kommunizieren. Die Rollen als Kinder und Eltern, aber auch als Mann und Frau sollten bewußt wahrgenommen werden. Die Energie und die Zeit sind eine ausgezeichnete Investition. Meist bekommt man sie mit ordentlich Zinsen zurück.

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