Kinderalltag.de - Mein Mama-Blog

Ich muss nicht Alles wissen

Es fällt manchmal wirklich schwer, Kinder von Inhalten in Medien fernzuhalten, die einfach nicht altersgerecht sind. Neben den Unterhaltungsprogrammen im Fernsehen, in denen offensiv mit Verbrechen umgegangen wird, gibt es aber auch scheinbar harmlose Sendungen, die es in sich haben und detailreich und mit eindeutigen Bildern schreckliche Nachrichten präsentieren.

Sex sells

In den Nachrichten und in verschiedenen Magazinen sind Geschichten und Meldungen, die sich zwar um belanglose Themen drehen, die aber mit nackter Haut und pikanten Details untermalt werden können, an der Tagesordnung und werden Tag für Tag präsentiert. Dass da schon mal am frühen Nachmittag ein blanker Busen im Fernsehen gezeigt wird ist zwar nicht unbedingt nötig, lässt meine Kinder und mich aber nicht schlechter Schlafen, als vorher und meinen Mann vielleicht sogar besser 😉

Da aber im Laufe eines Tages nicht nur C-Promis blankziehen, sondern auch echte Verbrecher ihr Unwesen treiben und schreckliche Unfälle passieren wird man zwangsläufig mit Mord und Unfalltod konfrontiert. Als Erwachsener kennt man diese Themen hinlänglich aus verschiedenen Serien in denen regelmäßig Leichen seziert und Morde nachgestellt werden. Durch die permanente Berieselung mit dem allgegenwärtigen Tod im Unterhaltungsfernsehen sind wir abgestumpft, bedauern kurz und gehen dann wieder zum Tagesgeschäft über. Wenn ein kleines Kind aber ein zerknittertes Auto und abgedeckte Leichen auf der Autobahn in den Nachrichten sieht, weil die Themen oft innerhalb von Sekunden von niedlichen Tierkindern zu blutigem Tod wechseln und man trotz Hechtsprung zur Fernbedienung nicht rechtzeitig rankommt um umzuschalten, dann entstehen Fragen.

Wozu gibt es Nachrichten?

Meiner Meinung nach haben wir ein echtes Problem in unserer Gesellschaft. So wie der aufgebrachte Pöbel im Mittelalter am Dorfplatz den öffentlichen Hinrichtungen zugesehen hat, so sitzen wir heute unter dem Deckmantel der Information vor den Nachrichten im Fernsehen, im Radio, oder in Zeitung und Internet und sind entsetzt und entrüstet, was da so alles passiert, wozu Menschen fähig sind und welche tragischen Schicksalsschläge manch einer erlebt. Nur wozu das Ganze?

Ich bin der Meinung, dass es Nachrichten gibt, die mich weiterbringen, die mein Weltbild ergänzen, oder abrunden und die mir persönlich in meinem alltäglichen Leben weiterhelfen. Sind es Kriege in Urlaubsregionen, oder drohende Wirtschaftskrisen, gibt es wissenschaftliche Entdeckungen, oder interessante Termine, dann hilft mir das wahrscheinlich weiter. Sterben Prominente, vor Allem Musiker, oder Schauspieler, die mich über eine lange Strecke meines Lebens begleitet haben, dann bin ich durchaus interessiert daran und trauere ein bisschen, oder sogar richtig mit, wenn Michael Jackson, oder Prince von uns gehen. Allerdings geht es mir (entschuldige dafür) am Arsch vorbei wer da grade mit wem und warum irgendwer beim Liften verpfuscht wurde.

Es gibt schon sympathisch unsympathische Menschen, wie die Geissens, die sehr präsent sind und uns tiefe Einblicke in ihr Leben geben. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass die beiden hier berechnend hauptsächlich Dinge zeigen, die sie uns zeigen wollen, aber damit hab ich insofern kein Problem, weil es nicht als relevante Information getarnt in einem Nachrichtenformat kommt, sondern augenzwinkernd als das präsentiert wird, das es ist. Unterhaltung, Show und Voyeurismus, den man heute Reality TV nennt.

Wo liegt der Nutzen?

Berichtet ein Nachrichtensender über einen Amoklauf in Amerika, eine tödlich endende Kindsentführung irgendwo in Deutschland, eine Überschwemmung in Asien, oder eine Hurrikan, der Städte verwüstet, dann fehlt mir einfach das Verständnis dafür, was mir das bringen soll!

Nehmen wir einmal den Amoklauf in einer amerikanischen Schule. Die Nachricht ist dramatisch und bewegt mich natürlich emotional. Ich kenne Menschen, die ähnlich alt sind und die in ähnlichen Situationen sein könnten. Auch wenn ich die Amerikaner nicht kannte, so kann ich mich in die Lage der Hinterbliebene versetzen und spüre ein bisschen von dem Schmerz, den sie empfinden müssen. Und? Was lerne ich daraus? Warum werde ich mit solchen Bildern belastet? Ich kann davon persönlich wenig ableiten, außer, dass ich meine Kinder nicht in diese Amerikanische Schule schicken sollte. Hätte ich auch so nicht gemacht und selbst wenn, dann ist eine Schule in der bereits ein Amoklauf stattgefunden hat statistisch wohl sicherer, als eine in der es noch nie einen Zwischenfall gab. Gut und informativ finde ich zum Beispiel die Darstellung der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten. Hier wird der Wahlkampf medial begleitet und ich kann mir ein gutes Gesamtbild machen. Bei dem Amoklauf habe ich wohl noch nie Gelegenheit gehabt über diese Schule, den Ort, oder den Bundesstaat in dem das ganze tragische Ereignis sich zugetragen hat, etwas in den Nachrichten zu hören. Der Alltag irgendwo auf der Welt interessiert uns nicht. Ist ja auch langweilig, dass irgendwo im Wald irgendwelche Menschen hausen. Wenn aber ein gewaltiges Hochwasser den Wald wegspült, dann sind diese, mir völlig unbekannten Menschen in der dramatischen Situation in der sie verzweifelt und durchnässt auf den Resten Ihrer Hütten sitzen und auf Rettung warten, plötzlich umringt von Hubschraubern mit Kameras und die ganze Welt sieht zu, wie ihre Kinder leblos im Wasser treiben.

Kann ich mich vor Nachrichten schützen?

Nein. Nachrichten sind überall. Zeitungen begegnen uns im Alltag sprichwörtlich an jeder Ecke, das Fernsehen wird laufend von Kurznachrichten unterbrochen, beim Zappen streifen wir mehrere Nachrichtensender und auch im Radio wird dasselbe berichtet, wie im Fernsehen. Man kann nur versuchen, die eigenen Kinder von den Nachrichten, so gut es geht fernzuhalten. Am besten wahrscheinlich von allen Medien, wenn man verhindern möchte, dass sie mit den, von quotengetriebenen Chefredakteure und gewinnorientierten Nachrichtenagenturen, Journalisten und Pressefotografen ausgewählten Auszügen aus fremden Leben berieselt werden.

Besonders gut passt dieser Artikel, den ich letztens über einen Newsletter erhalten habe. Das sind erschreckende erschreckend irrelevante Nachrichten…

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